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«Das Innovationstempo bei Procter & Gamble steigt»

«Wir bekennen uns zum Standort Genf, und das langfristig. Er wird ein starkes Standbein bleiben»: Mary Lynn Ferguson-McHugh.

Procter & Gamble, der weltgrösste Hersteller von Haushalts- und Pflegeprodukten, hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Marktanteile gingen verloren, und harte Sparmassnahmen wurden angekündigt. Westeuropachefin Mary Lynn Ferguson-McHugh sagt, was falsch lief, wie es das Unternehmen in Zukunft besser machen will und was das für den Standort Genf bedeutet.

Frau Ferguson-McHugh, Sie sind verantwortlich für das Westeuropageschäft von Procter & Gamble. Macht dieser Job in diesem krisenbelasteten Umfeld noch Spass? - Der Job macht jede Menge Spass. Vor meiner derzeitigen Position war ich verantwortlich für das Geschäft mit Haushalt- und Toilettenpapier. Wer Freude daran ­haben kann, Toilettenpapier zu verkaufen, kann angesichts des vielfältigen Produktportfolios am gesamten Westeuropageschäft sehr viel Spass haben.

Derzeit sprechen doch aber alle nur vom Potenzial in aufstrebenden Märkten. Europa wird mit Restrukturierungsbedarf und ungenügender Profitabilität in Verbindung gebracht. Ist das frustrierend? - Nein. Erst einmal: Unsere Profitabilitätsprobleme sind global. Eins ist aber klar: Die Wirtschaft in aufstrebenden Ländern wächst, und sie werden ein wichtiger Teil der Zukunft des Unternehmens. Gleichzeitig liegen die Wurzeln von P&G in den entwickelten Märkten. Sie sind nach wie vor ein riesiger Teil unseres Geschäfts. Von den vierzig grössten und profitabelsten Geschäftsbereichen, auf die wir die Kräfte wie im laufenden Jahr angekündigt konzentrieren wollen, sind viele in Westeuropa. Die Wachstumsmöglichkeiten, mit den weltweit wohl anspruchsvollsten Konsumenten, sind enorm. Das hält mich auf Trab, darauf fokussiere ich mich.

2012 machte P&G negative Schlagzeilen. Gewinnprognosen wurden nach unten korrigiert. Wie hektisch war es in Genf? - Ich konzentriere mich darauf, gute Arbeit zu leisten, und achte darauf, nicht zu stark in Turbulenzen rund um das Unternehmen verwickelt zu werden. Wichtig ist es, die Auswirkungen der aktuellen Wirtschaftslage auf unsere Konsumenten abzuschätzen. P&G gibt es schon seit 175 Jahren. Das Unternehmen hat Krisen und Kriege überstanden. Für viele unserer Konsumenten, vor allem in Südeuropa, ist es aber die erste Rezession, die sie erleben. In einigen Ländern ist die Kaufkraft um gegen 20% gesunken. Wir stellen uns auf die veränderten Bedürfnisse unserer Kunden ein.

Das gelang zuletzt offenbar nicht gut ­genug. P&G hat Marktanteile in Westeuropa verloren. Was lief falsch? - Teilweise stimmte das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht, oder die Vorteile unserer Produkte wurden nicht klar genug hervorgehoben. Es besteht zudem Raum, das ­Innovationstempo zu erhöhen. Das sind auch die Hauptgründe, warum der Aktienkurs von P&G sich nicht so entwickelt hat, wie wir uns das wünschen würden.

Gibt es in Sachen Marktanteil in Europa eine Trendwende? - Daran arbeiten wir jeden Tag hart. Wir wollen Innovationen und Produkte in den richtigen Mengen zum passenden Preis anbieten. Die Marktanteile entwickeln sich unterschiedlich. Im Durchschnitt sind sie in Westeuropa stabil. In einigen Bereichen machen wir nicht die gewünschten Fortschritte. Dort sind die Marktanteile leicht rückläufig.

Neue Kundenbedürfnisse abzudecken, ­bedeutet im momentanen Umfeld wohl, vor allem billigere Produkte anzubieten. P&G ist aber ein Premium-Anbieter. - Es bedeutet eben nicht, einfach nur billigere Produkte einzuführen. In Spanien, einem Zentrum der Schuldenkrise, haben wir bei Waschmitteln mit Ariel Liquitabs ein neues Premium-Produkt mit grossem Erfolg lanciert, gleichzeitig aber auch das Angebot im mittleren Preissegment ausgebaut. Man sollte nicht vergessen, dass Westeuropa trotz schwieriger Wirtschaftslage weltweit den prozentual höchsten Anteil an Konsumenten hat, die sich für Premium-Angebote interessieren.

In Sachen Innovationen zeigten sich ­Investoren zuletzt enttäuscht. Es gebe zu wenig Neues von P&G, bemängeln sie. Wie sehen Sie das? - Es gab nicht genügend Innovationen, oder es fehlten die ganz grossen Ideen. Die Pipeline in Sachen Innovationen für die nächsten Jahre ist aber sehr stark. Innovationen sind unsere Lebensader.

Gleichzeitig hat das Unternehmen einschneidende Sparmassnahmen angekündigt. 5700 Stellen sollen weltweit bis Ende Juni abgebaut werden. Was bedeutet das für den Standort Genf? - Genf ist der Hub für Europa, den Nahen Osten und Afrika. Wir bekennen uns zum Standort, und zwar langfristig. Der Fokus auf Produktivität stellt sicher, dass unsere Preise stimmen und dass wir die finanziellen Mittel für Innovationen haben. Einige unserer Konkurrenten haben Restrukturierungsprogramme angekündigt. Wir müssen wettbewerbsfähig bleiben.

Wie viele Stellen streicht P&G in Genf? - Der Grossteil des weltweiten Stellen­abbaus wird durch natürliche Abgänge uns Frühpensionierungen umgesetzt. Ich erwarte für Genf keine erheblichen Ver­änderungen. Die Anzahl Stellen blieb auch nach dem Start des Produktivitätsprogramms im laufenden Jahr in etwa ­stabil bei rund 3000. Genf wird ein sehr starkes Standbein des Konzerns bleiben. Wir sind einer der wichtigsten Arbeitgeber der Region, und ich sehe nicht, dass sich das ändern wird.

Werbung ist für die Entwicklung von ­Markenprodukten essenziell. Muss das Unternehmen auch im Marketing sparen? -

Marketing bleibt ein wichtiger Pfeiler unserer Strategie. Wir suchen Wege, das Marketing global effizienter zu gestalten. Medien werden je nach Generation sehr unterschiedlich genutzt. Dem wollen wir gerecht werden. Die Ausgaben sollen diesbezüglich insgesamt nicht gesenkt werden. Wir wollen aber stärker darauf achten, wie wir Konsumenten am wirkungsvollsten erreichen. Administrative Kosten sollen gesenkt werden.

Einige Marktanalysten würden eine ­Aufteilung des Konzerns begrüssen. Etwa die Abspaltung des Kosmetikbereichs. Macht das Sinn? - Nein. Eines der Erfolgsrezepte des Konzerns seit Bestehen ist, wie wir Erkenntnisse aus einem Bereich auf andere übertragen. Technologien können auf ein breites Produktspektrum angewendet werden. Das ist ein grosser Vorteil, den Unternehmen, die auf einzelne Kategorien ausgerichtet sind, nicht haben.

Mit welcher Wirtschaftsentwicklung ­rechnen Sie in Europa? - Ich bin keine Ökonomin. Wir müssen uns weiterhin auf ein flaches bis leicht schrumpfendes Wirtschaftsumfeld in Europa einstellen.

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