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Costa Rica: Sozial- und Umweltlabor im Grossformat

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5% der weltweiten Biodiversität sind in Costa Rica zu finden
46 000 Produzenten von Café Arabica gibt es in Costa Rica
5% der weltweiten Biodiversität sind in Costa Rica zu finden

Das kleine mittelamerikanische Land bildet eine natürliche Brücke zwischen Nord- und Südamerika. Entsprechend gross ist die Biodiversität. Dank der Karibik im Osten, dem Pazifischen Ozean im Westen, den Regenwäldern und den vielen Vulkanen kommen in Costa Rica 5% aller weltweit bekannten Arten vor, fast ein Rekord. 1948 hatte die Regierung beschlossen, die Armee abzuschaffen und das Geld in Bildung, Gesundheit und Umweltschutz zu investieren.

Seither ist Costa Rica ein Vorzeigebeispiel für nachhaltige Entwicklung. Zoos sind verboten, und über 30% der Landesfläche sind geschützt. Überdies hat sich das Land verpflichtet, bis 2022 CO2-neutral zu werden. Dieses Umweltengagement ist auch in der Landwirtschaft spürbar. Jeder siebte Costa Ricaner lebt vom Anbau von Ananas, Bananen, Zuckerrohr, Kakao oder Kaffee. Michelle Deugd ist auf tropische Agronomie spezialisiert.

Die Holländerin hat sich vor 19 Jahren in Costa Rica niedergelassen, nachdem sie in Tansania, Ecuador und Ghana gearbeitet hatte. Seit sieben Jahren leitet sie das Sustainable-Agriculture–Programm für Rainforest Alliance. Die 1987 gegründete amerikanische NGO setzt sich auf internationaler Ebene für den Erhalt der Artenvielfalt ein und sorgt dafür, dass die Lokalbevölkerung über eine Existenzgrundlage verfügt. Michelle Deugd reist durch das Land, um die Bauern über die Vorteile der von Rainforest Alliance vertretenen Nachhaltigkeitsnormen aufzuklären, und leistet erfolgreiche Überzeugungsarbeit zugunsten einer Zertifizierung.

Costa Rica zählt 46’000 Kaffeeproduzenten. Der Grossteil sind Kleinbetriebe, 90% umfassen weniger als 4 Hektar. Die Parzellen werden von Generation zu Generation vererbt und oft von Bauern ohne jegliche agronomische Kenntnisse bewirtschaftet. Ihr Wissen besteht einzig in den Tipps, die ihnen von den Dünger- und Pestizidverkäufern der grossen Agrochemiekonzerne vermittelt werden.

Die Arbeit von Rainforest besteht darin, sie zum Umdenken zu bewegen, damit sie auf natürlichere Methoden umsteigen. Trotz des tief verankerten Umweltbewusstseins der Bevölkerung von Costa Rica ist ein solcher Wechsel ohne finanziellen Anreiz aber nicht möglich.

«Mit unserem Modell kann der Bauer seinen Lebensstandard verbessern», erklärt Michelle Deugd. «Wir arbeiten mit Unternehmen, die sich bereit erklären, für Kaffee aus zertifizierten Betrieben mehr zu bezahlen. Wir kennen die Überzeugungskraft dieses Arguments. Es ist stark genug, dass die Produzenten ihre Zweifel und Ängste in den Hintergrund stellen, die sie beim Lesen unserer Charta und der Liste der Veränderungen, die auf sie zukommen, haben.»

Dass die Unternehmen bereit sind, für solchen Kaffee mehr zu bezahlen, hat einen guten Grund: die bessere Qualität. Kaffeekirschen aus zertifiziertem Anbau sind gesünder und schmackhafter als solche aus klassischen Kulturen. Als weltweit führender Kaffeehändler ist die Schweiz vor Ort sehr aktiv, unter anderem über die Zürcher Firma Volcafé. Sie ist der wichtigste Zwischenhändler von Nespresso, dem grössten Käufer von costa-ricanischem Kaffee.

Der Waadtländer Konzern bezahlt bis zu 46% mehr für Kaffee mit Premium-Qualität. Das Konzept löst eine positive Dynamik aus. Angelockt vom höheren Einkommen begreifen die Kaffeeproduzenten nach und nach, dass die Umstellung auf zertifizierte Landwirtschaft unverhoffte Auswirkungen hat: Die Artenvielfalt nimmt wieder zu, die Bodenerosion geht zurück, Fliegen und Kinderkrankheiten nehmen ab, und der Hektarertrag steigt.

Da auch der Baumbestand wieder wächst und Feuchtigkeit und Schatten für eine bessere Wärmeregulierung sorgen, leisten die Bauern zudem einen Beitrag gegen die globale Erwärmung.  In Ergänzung zur Charta von Rainforest Alliance hat Nespresso 2003 das noch strengere AAA-Programm eingeführt. Vor Ort nimmt der Schweizer Kaffeeröster die Dienste der amerikanischen NGO in Anspruch.

Diese betreut die Produzenten von Nespresso bei der Erlangung der Zertifizierung und überprüft später die Einhaltung der Normen. De facto wurden die Anforderungen von Rainforest Alliance in das AAA-Programm übernommen, nur dass es insbesondere bei der Führung und der Verwaltung der Betriebe noch einen Schritt weiter geht. Bislang haben sich 3547 der 46’000 Kaffeebauer Costa Ricas diesem Programm angeschlossen.

Da die Normen von Rainforest Alliance für weitere Kulturen gelten, wirkt sich das Qualitätsstreben auf internationaler Ebene auch auf die Ananas-, die Bananen- und die Kakaoproduzenten aus. Es erhöht ihren Lebensstandard und leistet einen wichtigen Beitrag zum Schutz ihrer und unserer Umwelt.