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Chinas Börsen knicken ein

Anders als die anderen Märkte: Die Börse in Schanghai verzeichnete am vergangenen Handelstag den stärksten Rückgang seit Dezember.

Die Verluste am chinesischen Aktienmarkt weiten sich aus. Während die weltweiten Finanzmärkte erleichtert auf den Ausgang der französischen Präsidentschaftswahle n reagierten, verzeichneten die Festlandbörsen die grössten Kurseinbussen seit drei Monaten. Der Shanghai Composite Index sackte in der ersten Handelsstunde am Montag 1,6% ab. Der Tagesverlust von 1,4% war der grösste seit Ende September.

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Seit Dezember hatte der wichtigste chinesische Index nie mehr als 1% pro Tag verloren. Der Shanghai Composite liegt nun wieder etwa auf dem Niveau von Anfang Jahr somit deutlich hinter den anderen grossen Schwellenländerbörsen Indien und Brasilien zurück.

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Stärkere Regulierung

Ein Grund für die Kursschwäche sind Anzeichen dafür, dass die Regierung stärker gegen den spekulativen Börsenhandel vorgehen und das Schattenbanksystem besser regulieren will. Schattenbanken sind Finanzinstitute wie Trusts oder die sogenannten Wealth Management Products (WMP), die bankähnliche Aufgaben erfüllen, aber kaum reguliert sind.

Laut Chinas staatlicher Nachrichtenagentur «Xinhua» bietet die aktuelle Stabilisierung der Konjunktur die Gelegenheit, um den Einsatz von Fremdkapital im Finanzsektor einzudämmen, die Regulierung zu stärken und Risiken abzuwehren.

Die Aussage der Bankenaufsichtsbehörde am Freitag, dass das Wachstum von unregulierten Krediten und WMP nachgelassen habe, wurde ebenfalls dahingehend interpretiert, dass Peking die Risiken im Finanzsystem ernst nimmt und dagegen vorzugehen plant.

Flut von Börsengängen

Ein zweiter möglicher Grund für die Kapriolen ist die hohe Zahl bevorstehender Börsengänge. Gemäss der Börse Schanghai sind Erstkotierungen im Gesamtwert von 300 Mrd. Yuan (ca. 40 Mrd. Fr.) von bis zu 500 Unternehmen in Vorbereitung. Das üppige Angebot an neuen Aktien belastet die Kurse der bereits kotierten Titel.

Aufschwung könnte nur vorübergehend sein

Ein dritter Grund könnten die Konjunkturaussichten sein. Chinas Wirtschaft hat zwar wieder Schwung aufgenommen. Die Einkaufsmanagerindizes liegen über der Wachstumsgrenze und das Bruttoinlandprodukt hat sich im ersten Quartal auf 6,9% beschleunigt. Doch die Erholung ist massgeblich das Resultat der lockeren Fiskal- und Geldpolitik im vergangenen Jahr. Die Sorge ist nun, dass der Aufschwung schon bald wieder abflacht, wenn die Stimuli auslaufen und die Regierung tendenziell auf die Bremse steht, sei es mit weiteren Massnahmen gegen die Überhitzung am Immobilienmarkt und am Kreditmarkt oder der strafferen Regulierung des Finanzsektors.

In diesem Zusammenhang könnte auch der Preiszerfall bei Kupfer und Eisenerz stehen, das für die Stahlproduktion verwendet wird. In den vergangenen vier Wochen ist der Preis für Eisenerz rund ein Drittel gefallen und Kupfer kostet wieder so wenig wie zu Jahresbeginn.

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Böse Erinnerungen an den Sommer 2015 - Die aktuelle Schwäche der chinesischen Börsen lässt die globalen Finanzmärkte kalt. Das war aber nicht immer so: Im Sommer vor zwei Jahren kam es nach einer längeren Phase der Gleichgültigkeit zu einer Ansteckung.

Der Kurseinbruch und die panikartige Reaktion der Aufsichtsbehörden wurden damals als Signal eines wirtschaftlichen Schwächeanfalls gewertet. Als die Zentralbank auch noch den Yuan abzuwerten begann, brachen die Dämme und weltweit stürzten die Aktienkurse mehrmals ab. Erst im Februar vor einem Jahr begannen sich die Finanzmärkte vom China-Schock zu erholen.