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China wird zum «Drachen» der Innovation

China hat viel erreicht, seit Deng Xiaoping 1978 den Übergang zur Marktwirtschaft eingeleitet hat. Was den wirtschaftlichen Fortschritt betrifft, ist die Geschwindigkeit der Transformation Chinas in den vergangenen vierzig Jahren beispiellos. Das Bruttoinlandprodukt wuchs im Durchschnitt fast 10% pro Jahr. China gestaltete die globalen Handelsmuster um und wurde zur zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt. Mit diesem Erfolg konnten 800 Mio. Menschen aus der Armut befreit werden, und die Sterblichkeitsrate von Kindern unter fünf Jahren hat sich zwischen 2006 und 2015 halbiert.

Die Frage ist nun, ob China, das gut positioniert ist, um zum Innovationsführer der Welt zu werden, diese Chance 2018 oder bald danach nutzen wird.

Chinas Wandel stützte sich auf einen beispiellosen Produktionsboom. 2016 verschiffte China Waren im Wert von mehr als 2 Bio. $, 13% der gesamten weltweiten Ausfuhren. Das Land hat zudem die wirtschaftliche Modernisierung durch massive Infrastrukturinvestitionen vorangetrieben, in Brücken, Flughäfen, Strassen, Energie und Telekommunikation. In weniger als einem Jahrzehnt hat China das grösste Hochgeschwindigkeitszugsystem der Welt gebaut. Bis 2021 soll der jährliche Konsum fast 2 Bio. $ zunehmen, was einem zusätzlichen weiteren Verbrauchermarkt wie Deutschland entspricht.

Kein Niedriglohnland mehr

Im vergangenen Dezember erklärte Apple-Chef Tim Cook: «China hat vor vielen Jahren aufgehört, ein Niedriglohnland zu sein», niedrige Löhne seien nicht der Grund, nach China zu kommen. Die Stärken des Landes liegen jetzt in seinem fortschrittlichen Produktions-Know-how und in den Zuliefernetzwerken. Verständlicherweise will Peking die Produktivität der Wirtschaft steigern und sie auf der Wertschöpfungskette weiter voranbringen.

Im 13. Fünfjahresplan (vom Mai 2016) hatte die Regierung das Ziel formuliert, bis 2020 eine «innovative Nation» zu werden, bis 2030 ein «internationaler Innovationsführer» und bis 2050 ein «globales Kraftpaket für wissenschaftliche und technologische Innovation». Sie hat sich ausserdem dazu bekannt, die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) auf 2,5% des BIP zu erhöhen und die Zahl der Patentanmeldungen pro 10’000 Menschen bis 2020 nahezu zu verdoppeln.

Um diese Innovation zu ermöglichen, bauen Städte Technologiezentren auf, um Talente anzuziehen. Guangzhou (Kanton) ermutigt Forscher, Unternehmer und Unternehmen, sich dort niederzulassen. Der US-Konzern General Electric hat kürzlich zugesagt, sein erstes biopharmazeutisches Projekt in Asien auf einem 800 Mio. $ teuren Bio-Campus zu errichten. Shenzhen ist bereits als Silicon Valley of Hardware bekannt, und die Region Shenzhen-Hongkong rangiert in Bezug auf globale Erfinder-Cluster an zweiter Stelle (gemessen an Patenten).

Mehr Ausgaben, mehr Forschung, mehr Studenten

Das Geschäftsleben in China ist geprägt von einer Geschwindigkeit und Wendigkeit, wie es sie sonst nirgends gibt. China verinnerlicht digitale Modelle voll und ganz, statt sie bloss über herkömmliche Geschäftsmodelle zu stülpen. Das Fehlen von alten Computersystemen hat es bereits ermöglicht, den Westen in Bereichen wie digitale Zahlung, Sharing Economy oder E-Commerce zu überholen.

Die Gesamtausgaben für F&E in China (in Prozent des BIP) haben sich von 0,9% im Jahr 2000 auf 2,1% im Jahr 2016 mehr als verdoppelt. Bislang konzentrierte sich der Anstieg hauptsächlich auf angewandte Forschung und kommerzielle Entwicklung; nur 5% entfielen auf Grundlagenforschung. Dennoch belegte China im Global Innovation Index 2017 (eine Umfrage in 127 Ländern auf Basis von 81 Indikatoren) den 22. Platz, vor Spanien, Italien und Australien. Chinas Anteil an hochwirksamen wissenschaftlichen Veröffentlichungen ist von weniger als 1% im Jahr 1997 auf etwa 20% im Jahr 2016 gestiegen.

Die schiere Zahl an Hochschulabsolventen (6,2 Mio. 2012, sechsmal mehr als 2001) in Verbindung mit einer international ausgebildeten, hoch qualifizierten Diaspora, deren Mitglieder zahlreich nach China zurückkehren – es gibt 800’000 chinesische Hochschulstudenten im Ausland –, wird wahrscheinlich genug Talente hervorbringen, um den gewünschten Effekt zu erzielen.

Vorsprung der USA schmilzt

Amerikanische Arbeiter sind immer noch wesentlich produktiver als ihre chinesischen Kollegen. Im Durchschnitt erwirtschaftet jeder chinesische Arbeiter nur etwa 19% des BIP eines amerikanischen. Aber diese Führung schmilzt dahin.

Zu den weiteren Faktoren, die für Amerika von Vorteil sind, gehören dreissig der hundert besten Universitäten der Welt, eine risikofreudige Unternehmenskultur und die starke Ausrichtung der Unternehmen an Marktkräften. Traditionell hat dies amerikanische Unternehmen dazu gebracht, im Wettbewerb aggressiv aufzutreten und auf Innovation zu setzen.

Doch die amerikanische Industrie ist nicht mehr so dynamisch wie früher. Von 1997 bis 2012 erlebten zwei Drittel der amerikanischen Industriezweige eine Zunahme der Marktkonzentration, und 74% der Beschäftigten arbeiten in diesen alternden (sechzehn Jahre oder älter), etablierten Unternehmen.

Trump tut das Falsche

Die Regierung von Präsident Donald Trump scheint ein falsches Verständnis davon zu haben, was es jetzt braucht. Trump befürwortet eine protektionistischere Zukunft, die den Druck auf US-Unternehmen verringert, global wettbewerbsfähig oder wirklich innovativ zu sein. Amerikanische Universitäten werden durch Änderungen in der Steuergesetzgebung und drohende Ausgabenkürzungen geschwächt – Teil eines umfassenderen Kriegs gegen die Wissenschaft. Die Einwanderung, eine wesentliche Quelle von Talenten und Ideen, wird wahrscheinlich eingeschränkt.

Angesichts seiner eigenen Strategie und derjenigen der USA ist China auf dem besten Weg, der Innovationsführer der Welt zu werden. Bis Ende dieses Jahres wird deutlich werden, wie schnell und wie leicht dieses neueste Kapitel der chinesischen Erfolgsgeschichte geschrieben wird.

Copyright: Project Syndicate.

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