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China giesst Öl ins Feuer

Es ist wieder Zeit für die Optimisten. «China wird einen Finanzschock vermeiden», beschwichtigen Analysten von Morgan Stanley in einer Studie. Nachdem eine Abwertung des Yuans vor einem Jahr die Welt auf die Probleme der Volksrepublik schauen liess, sind die kritischen Stimmen verstummt. Die Exporte laufen rund, das Wachstum ist stabil, und zuletzt wertete sich die Währung gar auf.

Dabei ist das Fundament des chinesischen Wachstumswunders brüchig wie nie. Die Kreditvergabe an den Privatsektor erreichte gemäss offiziellen Zahlen im Januar ein Allzeithoch. Das Total Social Financing – ein Mass für die Kreditaufnahme im Privatsektor – stieg im Januar auf einen Rekord von umgerechnet fast 550 Mrd. Fr.

Da die grossen Banken staatlich kontrolliert sind, ist dieser Schuldenboom von der Regierung in Peking gewollt. Nach Schätzung der UBS lag die chinesische Gesamtverschuldung Ende 2016 bei 277% des Bruttoinlandprodukts. Ein Jahr zuvor waren es noch 254%.

Infrastrukturziele hoch gesteckt

Die Schulden werden besonders von den Provinz- und Stadtregierungen angehäuft, um durch Infrastrukturprojekte die Wachstumsziele zu erfüllen. Und die Investitionsziele werden nicht kleiner. Insgesamt peilen die Lokalregierungen für dieses Jahr Investitionen von 40 Bio. Yuan (5850 Mrd. Fr.) an. Das sind mehr als 40% des BIP.

Dabei werden die Investitionen immer unsinniger – sie bringen nur noch wenig mehr Nutzen, als der aktuellen BIP-Zahl nach oben zu verhelfen. Um das Wachstumsziel der Regierung von mindestens 6,5% einzuhalten, braucht es stetig mehr dieser unsinnigen Investitionen.

Das nötige Rezept dagegen wird seit Jahren diskutiert. Die Wirtschaft soll nicht mehr durch höhere Investitionen, sondern durch den Konsum der Privathaushalte angetrieben werden. Diese Umstellung würde aber ein langsameres Wachstum mit sich bringen, daher wird sie Jahr für Jahr verschoben.

Nur Rhetorik, wenig Aktion

In der Studie schreibt Morgan Stanley, dass «Entscheidungsträger signalisiert haben, eine niedrigere Wachstumsrate zu akzeptieren». Doch der schon seit Jahren geübten Rhetorik folgen keine Taten. So sollten mit Schulden überfrachtete, ineffiziente Staatsunternehmen verschlankt werden.

Vergangenes Jahr hat man Peking applaudiert, endlich Kapazitäten in der Stahlindustrie abgebaut zu haben. Nach einem unabhängigen Bericht war das Augenwischerei. Zumeist wurden nur Werke offiziell geschlossen, die schon stillstanden. Dafür wurden neue Werke eröffnet.

Optimisten meinen, dass China keine für Schwellenländer typische Kreditkrise treffen wird. Die Schulden wurden ja im Inland aufgenommen, der Staat hat Ersparnisse der chinesischen Privathaushalte in die Investitionsprojekte dirigiert.  Es droht daher kein schockartiger Kapitalabzug aus dem Ausland.

Doch der Zusammenbruch der japanischen Kreditblase in den Neunzigerjahren zeigt, dass das nicht zwingend ist. Die Überschuldung muss einmal abgebaut werden. Das muss nicht in einem lauten Knall enden. Aber es kann auf Jahrzehnte hinaus das Wachstum bremsen.

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