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China feuert Warnschuss ab

Kommenden Freitag werden die offiziellen Wachstumszahlen für 2018 bekanntgegeben.

China sorgt an den Finanzmärkten wieder einmal für Nervosität. Grund war die Adjustierung des Wechselkursmechanismus der Landeswährung Yuan und die Diversifizierung der Auslandsinvestitionen. Nach Meinung der meisten Experten ist es indes unwahrscheinlich, dass Peking gerade jetzt mit einschneidenden Massnahmen wie etwa einer markanten Abwertung des Yuans oder einem beschleunigten Verkauf von US-Treasuries das delikate Gleichgewicht der globalen Märkte stören wird.

Die am Mittwoch vom Datendienstleister Bloomberg verbreitete Nachricht, die chinesische Notenbank werde den Bestand an US-Schatzbriefen markant abbauen, wurde von offizieller Seite denn auch umgehend als «von einer falschen Quelle kommend» dementiert. Diese Aussage wird auch von der Zentralen wirtschaftlichen Arbeitskonferenz (CEWC) unterstrichen, an der die Zentralregierung die wirtschaftspolitischen Leitplanken für 2018 festgelegt hat.

Das Motto ist dabei klar: China wird mit der «Suche nach Fortschritt und Stabilität» fortfahren und mit der laufenden geldpolitischen Straffung behutsam vorgehen, wie es in einer Verlautbarung hiess. Peking legt den Schwerpunkt auf die Reduzierung von Finanzmarktrisiken, die sich durch einen überhitzten Immobilienmarkt, wenig transparente Börsen und vor allem einer landesweiten Verschuldung ergibt, die bald das Dreifache der Wirtschaftsleistung ausmacht.

Kredite treiben Wachstum

Kommenden Freitag werden die offiziellen Wachstumszahlen für 2018 bekanntgegeben. Premierminister Li Keqiang hat am Dienstag schon einmal gesagt, dass das Bruttoinlandprodukt (BIP) im Vorjahr mit einer Expansionsrate von 6,9% etwas höher ausgefallen ist als die angepeilten 6,5%.

Das über Erwarten gute Resultat ist nicht nur dem robusten Einzelhandel sowie der deutlichen Erholung der Industrieproduktion und der Exporte zu verdanken, sondern vor allem dem Wachstum des Kreditvolumens, das mit einem Plus von 13% gegenüber dem Vorjahr erneut schneller expandierte als die Gesamtwirtschaft. Das ist nach Meinung der Weltbank eine längerfristig nicht nachhaltige Entwicklung.

Analysten des unabhängigen Wirtschaftsforschungsinstituts Oxford Economics gehen davon aus, dass die chinesische Wirtschaft im laufenden Jahr wegen einer strafferen Geldpolitik und einer Abkühlung auf dem Immobiliensektor 6,4% expandieren wird. Dabei sollen der Privatkonsum, Dienstleistungen sowie Forschung und Entwicklung die Schwer- und Bauindustrie zunehmend als Wachstumsmotor ablösen. Dieser bereits im Oktober am Kongress der Kommunistischen Partei angekündigte Strukturanpassungsprozess setzt indes offene Weltmärkte und einen stabilen globalen Finanzmarkt voraus.

Deshalb ist steigender Protektionismus ein hohes Risiko. Nach Meinung von Analysten des Finanzhauses Royal Bank of Scotland ist nicht auszuschliessen, dass die von Bloomberg mit Verweis auf gut informierte Quellen verbreitete Meldung über eine Reduktion oder einen Stopp der Treasury-Käufe durch China und ein damit für die amerikanische Regierung verbundener teurer werdender Schuldendienst eine versteckte Drohung an die Adresse Washingtons war.

Die Administration von Präsident Donald Trump hat den Kauf des US-Geldüberweisungsdiensts MoneyGram durch den vom chinesischen IT-Milliardär Jack Ma kontrollierten Finanzgiganten Ant Financial blockiert. Gleichfalls mit Verweis auf die nationale Sicherheit wurde die Vertriebsvereinbarung des chinesischen Telecomausrüsters Huawei mit dem US-Telefonriesen AT&T abgeblasen.

Gleichzeitig ist auch die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass Washington China in den kommenden Tagen offiziell als «strategischen Rivalen» bezeichnen wird, was Strafzölle auf eine ganze Reihe von chinesischen Importgütern nach sich ziehen würde. Ein solcher Schritt würde mit grosser Wahrscheinlichkeit Gegenmassnahmen Pekings nach sich ziehen.

Börsen sind unbeeindruckt

Nach wie vor sind das alles nur Eventualitäten. Das zeigt sich auch daran, dass die Börse Schanghai seit Jahresbeginn über 3% gewonnen hat und die US-Aktienmärkte neue Höhen erklimmen.

Ein Handelskrieg würde jedoch mit grosser Sicherheit einen beschleunigten Kapitalabfluss nach sich ziehen. Das würde aber nicht nur die von der chinesischen Regierung vorangetriebene Modernisierung der Binnenwirtschaft, sondern auch die Erholung der Weltwirtschaft zum Entgleisen bringen.