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Eads/BAE: Chance verpasst

Eine neue Nummer eins, grösser als alle amerikanischen Rüstungsriesen, hatten die britische Verteidigungsgruppe BAE Systems und der paneuropäische Wettbewerber Eads vor Augen. Doch aus den hochfliegenden Plänen wird nichts. Die beiden Unternehmen meldeten am Mittwochnachmittag erwartungsgemäss Übungsabbruch und erklärten, weiterhin getrennte Wege zu gehen.

Die beiden Unternehmen sprechen in ihrer gemeinsamen Verzichterklärung von einer verpassten «einmaligen Gelegenheit», was nicht übertrieben ist. Zusammen hätten Eads und BAE Systems die Chance gehabt, einen Anbieter zu formen, der nicht nur den weltgrössten Waffenhersteller repräsentiert hätte,  sondern dank der Airbus-Tochter von Eads neben US-Konkurrent Boeing auch führend in der Herstellung ziviler Flugzeuge gewesen wäre.

Technologische Querverbindungen

Grösse spielt in der Produktion immer komplexerer Waffensysteme eine entscheidende Rolle. Wer in diesem kapitalintensiven Geschäft mit langen Vorlaufzeiten vorne mitmischen will, braucht primär eine breite internationale Aufstellung. Nach wie vor mit Abstand am wichtigsten ist der amerikanische Verteidigungsmarkt, in dem Eads jedoch kaum vertreten ist. BAE Systems hätte mit einem US-Umsatzanteil von gegen 50% dem fusionierten Konzern das nötige Gewicht gegeben. Die Briten hätten andererseits vom Know-how ihres paneuropäischen Partners in der zivilen Luftfahrt profitiert – einem Bereich, in dem das als reine Waffenschmiede auftretende Unternehmen trotz vielfältiger technologischer Querverbindungen anders als früher nicht mehr vertreten ist.

Zu Fall wurde die Fusion von politischen Partikularinteressen gebracht. Der starke Einfluss, den Regierungen dank ihrer Rolle als exklusive Abnehmer traditionell in der Rüstungsbranche ausüben, erwies sich wie befürchtet als verhängnisvoll. Kontraproduktiv war vor allem das Gezänk zwischen Deutschland und Frankreich, die sich nicht darauf einigen konnten, im fusionierten Unternehmen beide einen gleichmässig stark reduzierten Anteil von gemeinsam unter 20% zu halten. Doch auch das chauvinistische Gebaren britischer Politiker, die den Absichten Frankreichs und Deutschlands misstrauten, war den seit vier Wochen geführten Detailverhandlungen nicht dienlich.

Im Alleingang erfolgreich?

Eads und BAE Systems sehen sich beide in einer aussichtsreichen Lage, um auch auf getrennten Wegen zu reüssieren. Diese Einschätzung gilt jedoch nur bedingt. Eads profitiert zwar von rekordhohen Aufträgen der Airbus-Tochter, doch besteht, wie Konzernchef Tom Enders schon vor Bekanntgabe der Fusionspläne zu Recht festhielt, akuter Handlungsbedarf im zu kleinen Rüstungsgeschäft. In Deutschland, wo die Rüstungstochter Cassidian stark vertreten ist, könnten Politiker noch bedauern, die Fusion mit dem potenteren Konkurrenten BAE torpediert zu haben. Arbeitsplätze hätten sich im Fall eines Zusammenschlusses wohl eher sichern lassen.

Doch auch BAE Systems ist nicht aus dem Schneider. Der führende europäische Waffenanbieter leidet unter sinkenden Umsätzen und Margen. Falls in den USA wie befürchtet massive staatliche Sparmassnahmen umgesetzt werden, wäre davon das Pentagon und mit ihm der wichtigste Abnehmer der Briten überproportional betroffen. BAE dürfte vor diesem Hintergrund über kurz oder lang erneut ins Visier von Wettbewerbern geraten.

Aus Sicht der Anleger war das Fusionsvorhaben von vornherein nicht willkommen. Der Kursgewinn der BAE-Aktien von über 10% am 12. September, dem Tag der erstmaligen Bekanntgabe der Heiratspläne, verpuffte schon nach kurzer Zeit. Die Eads-Titel quittierten den Abbruch der Fusionsgespräche am Mittwoch mit einer Avance von über 4% und verringerten damit die seit 11. September erlittene Einbusse auf 8%. Offensichtlich sind die Investoren erst einmal erleichtert, dass es keine – voller politischer Fallstricke steckende – Zusammenführung der beiden Unternehmen gibt.