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Cham Paper wird papierlos

Der Verkauf muss noch von den zuständigen Wettbewerbsbehörden genehmigt werden: Die Cham Paper Group in Cham.

Die Cham Paper Group zieht einen radikalen Strich: Sie verkauft ihre italienischen Papierfabriken an die Delfort Group. Die Gespräche mit dem privaten österreichischen Unternehmen, das im Spezialpapierbereich rund viermal so gross ist wie die CPG selbst, waren Anfang April aufgenommen worden – offiziell um über Kooperationsmöglichkeiten im Spezialpapiergeschäft zu verhandeln. Schon damals hiess es freilich, alle strategischen Optionen würden geprüft. Die ­rigoroseste – angesichts der fehlenden kritischen Grösse für einen globalen Marktauftritt wohl aber auch die konsequenteste – ist nun gewählt worden.

Transformation beendet

Der Preis für die beiden Standorte in Carmignano und Condino, an denen gut 300 Mitarbeiter beschäftigt sind, wird in der Meldung vom Montag mit 86 Mio. € angegeben. Darin enthalten sind Bankschulden von 45 Mio. €, sodass der Cham Paper Group (CPG) aus der Transaktion netto rund 40 Mio. € in bar zufliessen werden. Der Vollzug wird für das vierte Quartal erwartet. Die Bank Vontobel hatte mit einem niedrigeren Erlös gerechnet und bezeichnet den Preis entsprechend als attraktiv.

Konkrete Pläne für die Verwendung der Mittel gebe es noch nicht, war am Montag vom Unternehmen zu erfahren. Die CPG hat eine tiefgreifende Transformation durchlaufen. Das operative Geschäft ist zurückgefahren worden, während sich das Augenmerk zunehmend auf das angestossene Immobilienentwicklungsprojekt für das 100 000 m² grosse Firmengelände in Cham richtet.

Kernelement der Neuausrichtung des operativen Geschäfts war die Verlagerung von Fertigungskapazität nach Italien, um dort die Volumenproduktion zu konzentrieren. Der Standort Cham dagegen wird in ein Innovations- und Entwicklungs­zentrum mit angehängter Produktion von Spezialitäten, etwa im Bereich Digital Imaging, umgebaut. In diesem Zusammenhang sind die operativen Aktivitäten in zwei unabhängige Gesellschaften aufgeteilt worden: die CPG Solutions (Schweiz) und die CPG Production (Italien). Der italienische Teil wird nun verkauft.

Nur noch wenig Umsatz

Die Zukunft der Schweizer Aktivitäten ist offen. Edwin van der Geest, Medien- und IR-Verantwortlicher der CPG, hat sie in der Telefonkonferenz vom Montag mit einem Start-up verglichen – einer Gesellschaft, die für die Umsetzung innovativer Ideen für einen potenziell wachstumsstarken Markt noch Entwicklungszeit braucht und entsprechend risikoreich ist.

Am verbleibenden, nur noch auf Beschichtung fokussierten Standort würden auf der neuen Basis künftig noch etwa 25 Mio. Fr. Umsatz erwirtschaftet, sagt van der Geest (2012: 280 Mio. Fr.). Das Geschäft müsse in den nächsten zwei bis drei Jahren dann aber deutlich wachsen, um zählbare Economies of Scale zu erzielen, führt er weiter aus. Danach gelte es laut Planung, über den Standort eines neuen Streichwerks (zur Veredelung der Papieroberfläche) zu entscheiden.

In Stein gemeisselt ist all das aber nicht. Patrick Rafaisz von der Bank Vontobel zum Beispiel hat in einer ersten Einschätzung bezweifelt, dass es für die CPG sinnvoll ist, an einem derart kleinen Geschäftsbereich festzuhalten. Zudem decke das verbleibende Papiergeschäft im Moment nicht einmal die Kapitalkosten.

Schwierige Bewertung

So oder so wandelt sich die CPG mit dem Verkauf des Volumengeschäfts faktisch in eine Immobiliengesellschaft – was an der Börse dereinst auf eine Neubewertung der Aktien hinauslaufen dürfte. Nach Bekanntgabe der Transaktion haben sich Cham Paper am Montag gut 6% auf 215.50 Fr. verteuert; am Dienstagmittag notierten sie knapp gehalten. Für die Börsenkapitalisierung ergeben sich 151 Mio. Fr.

Das mutet niedrig an. Immerhin wird die CPG durch die Transaktion mit der Delfort Group faktisch schuldenfrei; auf Basis der Zahlen von Ende 2012 wird sie eine Nettoliquidität im hohen zweistelligen Bereich aufweisen. Dazu kommt das Fabrikgelände – das Papieri-Areal – mit seinem grossen Entwicklungspotenzial. Doch die Planung, die Entwicklung und vor allem die Umsetzung des Projekts werden noch viel Zeit in Anspruch nehmen.

Vieles ist noch unklar

Erst 2014 wird in Cham überhaupt erst eine Abstimmung zur Umzonung des Areals stattfinden. Angestrebt ist eine gemischte Nutzung mit drei Vierteln Wohnanteil, was dann immerhin etwa 700 Wohnungen entspricht. Bis zum Abschluss der letzten Bauetappe dürften fünfzehn bis zwanzig Jahre vergehen, heisst es.

Einnahmen aus dem Immobilienprojekt werden somit erst nach und nach zu fliessen beginnen, irgendwann in irgendeinem Umfang. Davor gilt es aber noch eine enorme Investitionssumme zu stemmen. Angesichts all dieser Unklarheiten lässt sich für die Aktien kein fairer Wert ­bestimmen. Der momentane Kurs mutet zwar günstig an, was auf gute Chancen dafür hindeutet, dass auf lange Sicht mehr Wert vorhanden sein wird, als es die heutige Börsenkapitalisierung anzeigt. Aber diese lange Sicht ist sehr lang – und dazwischen kann viel passieren.

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