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Cembra-CEO: «Wir sprechen täglich über Akquisitionen»

«Auch bei rückläufigem Gewinn besitzen wir Hebel, um attraktiv zu bleiben», sagt Cembra-CEO Robert Oudmayer.

Cembra Money Bank tritt in eine neue Phase ein. Das Konsumkreditinstitut hat sich drei Jahre nach dem Börsengang komplett von der Finanzierung der ehemaligen amerikanischen Besitzerin General Electric (GE) abgelöst. Jetzt verschärft der Bundesrat die Rahmenbedingungen für die Vergabe von Kleinkrediten. CEO Robert Oudmayer erklärt, wie er den Status von Cembra als Dividendenperle erhalten will. Ausserdem spricht er über Akquisitionsambitionen und führt die Möglichkeit einer Sonderdividende ins Feld.

Herr Oudmayer, der Bundesrat hat mit Wirkung per 1. Juli 2016 auf neu abgeschlossene Verträge den Maximalzins für Konsumkredite von zuvor 15 auf 10% reduziert. Wie wird sich dies in den Zahlen Cembras niederschlagen? - Unser Kreditportfolio hat im Schnitt eine Laufzeit von drei Jahren. Der Effekt wird über diesen Zeitraum sichtbar werden. Ohne unternehmerische Initiativen wird der Gewinn je Aktie auf einer vergleichbaren Basis über die nächsten drei Jahre um rund 10% zurückgehen. Dieses Jahr läuft bislang sehr gut. Wie es nächstes Jahr aussieht, wird sich weisen.

Führt die neue Regelung zu Umsatzverlust oder zu Margendruck? - Wir setzen die Kreditzinsen nach Risiko fest. Die Deckelung bei 10% führt dazu, dass wir an gewisse Kunden keine Konsumkredite mehr vergeben können. Diesen Zinsertrag verlieren wir. Über die Zeit verbessert sich damit aber unser eigenes Risikoprofil. Die Ausfallrate von 1%, die wir jetzt haben, könnte leicht sinken. Es ist also eine Mischung aus beiden Faktoren.

Der Maximalzins für Konsumkredite ist auf 10% limitiert, für Kreditkarten aber auf 12%. Wo liegt der Unterschied? - Ich verstehe die Differenz nicht. Wir versuchen, unseren Kunden das Produkt zu geben, das sie brauchen. Gewisse Leute wollen einen langfristigen Kredit mit monatlich festen Raten. Andere brauchen Flexibilität und wählen die Kreditkarte, um dann zurückzuzahlen, wann sie wollen.

Das Konsumkreditgeschäft, in dem Sie im Schnitt einen Zins von 11% hatten, gerät unter Druck. Erfährt das  Wachstum im Kreditkartengeschäft Impulse? - Bereits heute wachsen wir im Kartengeschäft zweistellig. Die Regulierung wird jedoch bremsen. Denn es werden weniger Leute Zugang zu Krediten bekommen. Gleichzeitig suchen Kunden Flexibilität, wovon das Kreditkartengeschäft gegenüber den Privatkrediten profitieren dürfte.

Das Verhältnis wird sich zugunsten der Kreditkartenverträge verschieben? - Wir werden künftig vermehrt eine Mischung beider Varianten sehen. Die Leute werden sowohl einen Privatkredit als auch eine Kreditkarte haben. Ich glaube, die Unterscheidung wird künftig verblassen und wird unter dem Begriff Konsumfinanzierung zusammengefasst, worunter auch neue Produkte fallen werden.

Was tun die Leute, die keine Konsumkredite mehr erhalten? - Kunden, die sich unter den neuen Bestimmungen nicht mehr für einen Konsumkredit qualifizieren, da das Risiko nicht mit einem entsprechenden Zins abgegolten werden kann, werden sich wohl anderweitig orientieren und ins Ausland gehen. Wir sehen bereits jetzt, dass Kredite grenzüberschreitend über das Internet angeboten werden, und zwar von Institutionen, die nicht dem Schweizer Konsumkreditgesetz unterstehen und die extrem hohe Zinsen verlangen. Aus meiner Sicht verfehlt die bundesrätliche Verordnung die angestrebte Schutzwirkung.

Wie wirken sich die gesenkten Zinsobergrenzen auf den Wettbewerb in der Schweiz aus? - Bereits das Tiefzinsumfeld hat die Angebote näher zusammengebracht, womit das Serviceangebot als Differenzierungsmerkmal an Bedeutung zunimmt. Diesbezüglich haben wir die Nase vorn, ebenso bezüglich Bekanntheit. Und das wird uns helfen, trotz der neuen Zinsobergrenzen.

Die Landschaft bleibt aber unverändert? - Wir haben in der Schweiz seit Jahren vier, fünf starke Player: die BANK-now und Swisscard AECS im Bereich Auto-Leasing und Konsumfinanzierung bzw. Kreditkarten, Migros Bank und Aduno im Konsumbereich sowie im Bereich Kreditkarten Cornèr Bank. Alles Schweizer Player, erfolgreiche Neueintritte gab es in den letzten Jahren keine, auch nicht über das Internet. Um in der Schweiz erfolgreich zu sein, braucht man eine gute Mischung aus Präsenz vor Ort, Beziehungen zu Händlern und digitalen Kanälen.

Muss Cembra auch effizienter werden? - Unsere Belegschaft ist sehr stabil bei 700 Mitarbeitern. Die Anzahl Kunden, die wir bedienen, steigt jährlich rund 10%, zuletzt auf über 700’000.

Doch das Kreditvolumen stagniert. - Im Kartenbereich wächst es. Zudem erheben wir dort teilweise auch Gebühren. Der Service wird bezahlt. Insgesamt steigt der Kommissionsertrag. Der Zinsertrag ist stabil.

Warum harzt das Autogeschäft? - Letztes Jahr hatten wir im Nachgang zur Aufhebung der Eurountergrenze eine ausserordentlich gute Periode mit 10% mehr Neuwagenverkäufen als üblich. 2016 wird ein normales Jahr mit rund 300’000 Verkäufen.

Die Trennung von GE ist vollzogen. Die Ablösung der teuren Refinanzierung durch die ehemalige Eignerin hat die Ergebnisse seit dem Börsengang positiv beeinflusst. Ist dieser Treiber ausgereizt? - Die Vorteile unserer neuen Refinanzierungsstruktur werden anhalten. Im Juli haben wir die letzte Kredittranche über 100 Mio. Fr. abgelöst. Eine gewisse Wirkung wird in der zweiten Jahreshälfte noch sichtbar werden. Doch bei den Zinsen ist die grosse Wende vorbei, die erzielbaren Verbesserungen sind erreicht. Wir sind nun nahe an der optimalen Struktur. Unsere Refinanzierungskosten belaufen sich auf 0,74%. Es dürfte schwierig werden, sie noch spürbar zu verbessern.

Cembra richtet sich auf den Gewinn je Aktie aus. Im Jahresvergleich wirkt der Aktienrückkauf von 2015 noch gewinnverdichtend. Fällt künftig auch dieser Treiber weg? - Im ersten Halbjahr 2016 stieg der Gewinn je Aktie 8% über den Vorjahreswert. 3% waren operativ getrieben, 5% sind Ergebnis der Gewinnverdichtung. Aktienrückkäufe machen für uns nur Sinn, wenn ein grosses Paket auf den Markt kommt – beispielsweise als GE ausstieg und Aktien im Wert von 500 Mio. Fr. auf den Markt kamen. Es ist unwahrscheinlich, dass demnächst erneut eine solche Gelegenheit entsteht. Die meisten unserer Aktionäre wollen ihre Papiere behalten. Der Handel ist entsprechend gering.

Der Eigenbesitz von Cembra summiert sich auf 6% im Marktwert von rund 125 Mio. Fr. Könnte er vernichtet werden? - Das ist eine Option. Darüber entscheidet die Generalversammlung. Unser primäres Ziel ist, ein attraktiver Dividendenzahler zu sein. Das sind wir heute, das wollen wir auch künftig sein. Wir schütten 60 bis 70% unseres Gewinns als Dividende aus. Das ist unser Ziel. Und es lässt Spielraum offen.

Der Gewinn dürfte zurückgehen. Ist eine Erhöhung der Ausschüttungsquote ein wahrscheinliches Szenario? - Es ist eine Option. Die andere Option ergibt sich aus dem Überschusskapital. Unser Ziel ist eine Kapitalquote, Tier 1, von mindestens 18%. Derzeit stehen wir bei über 20%, und solange wir 60 bis 70% des Gewinns ausschütten, steigt der Überschuss weiter. Selbst wenn der Gewinn rückläufig sein sollte, und er wird vermutlich etwas abnehmen, besitzen wir Hebel, um attraktiv zu bleiben.

Cembra sitzt auf Überschusskapital, das per Ende Jahr gemäss Schätzungen auf nahe 100 Mio. Fr. über das firmeneigene Ziel gewachsen dürfte. Was planen Sie damit? - Es gibt drei Varianten. Wir haben soeben über Aktienrückkäufe gesprochen: Dies ist gegenwärtig eine wenig wahrscheinliche Option aufgrund der geringen Handelsliquidität. Es gibt die Möglichkeit einer Sonderausschüttung, was eine valable Alternative wäre. Drittens kann man die überschüssigen Mittel in Akquisitionen investieren. Dies steht im Fokus. Denn weiter Überschusskapital anzuhäufen, macht wenig Sinn. Es verwässert die Eigenkapitalrendite, die wir über 15% halten wollen. Wenn wir die überschüssigen Mittel nicht wie gewünscht in Wachstum investieren können, werden wir sie an die Aktionäre zurückführen.

Was sind Ihre Akquisitionskriterien? - Wir kennen den Schweizer Markt sehr gut; die Schweiz bleibt denn auch unser geografischer Fokus. Geschäftlich konzentrieren wir uns auf die Bedürfnisse der Kunden im Bereich Konsumfinanzierung. Akquisitionsziele müssen in diesen Bereich passen und unseren finanziellen Zielvorgaben entsprechen. Gleichzeitig muss der Kaufpreis stimmen. Es gibt vieles, was zusammenpassen muss, und unsere Ansprüche sind hoch. Es wird deshalb nicht einfach sein, zu einem Deal zu kommen, aber wir versuchen es.

Gibt es derzeit Unternehmen, die Sie interessieren und die auch zu haben sind? - Ich bin an mehreren Objekten interessiert. Die Frage ist, ob sie erhältlich sind. Wir arbeiten daran. Das Resultat kann ich nicht voraussehen.

Finden Gespräche statt? - Wir sprechen täglich über Akquisitionen, denn wir wollen zukaufen. Und ich will, dass die Marktakteure das wissen. Ich werde aber nicht über Namen sprechen.

Ein grosses Thema ist Fintech. Apple Pay ist in der Schweiz, Samsung plant den Markteintritt. Twint hat sich mit Paymit zu einer Schweizer Lösung zusammengetan. Und Cembra steht abseits. Warum? - Es gibt aktuell diverse Neuentwicklungen bei Zahlungssystemen. Viel wird investiert – und Angebote wie beispielsweise Tapit der Swisscom sind bereits eingestellt. Unsere Strategie ist es, ein «Smart Follower» zu sein, nicht ein «Leader». Wir werden nicht in alles investieren, was potenziell funktionieren könnte. Wir halten uns mit unserem Kundenstamm für einen attraktiven Partner und werden uns dem Gewinner anschliessen.

Wer wird dies sein? - Derzeit ist der Gewinner das kontaktlose Bezahlen mit der Kreditkarte über NFC. Hier sind wir stark, und es ist eine Technologie, die weltweit funktioniert – im Gegensatz zu Twint. Apple Pay ist auf Apple eingegrenzt und der Marktanteil damit limitiert. Wir warten die Konsolidierung der verschiedenen Technologien ab.

Beim Börsengang 2013 haben Sie ein langweiliges Geschäftsmodell angekündigt. Sie bleiben der Devise treu? - Wir haben ein stabiles Geschäftsmodell, wachsen aber nicht kräftig. Dies erwarten unsere Investoren auch nicht. Sie verlangen, dass wir liefern, auf Stufe Gewinn je Aktie und bei der Dividende – Jahr für Jahr.

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