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«Career Risk beachten»

Jeremy Grantham: «Es ist möglich, gegen einen irrationalen Bullenmarkt zu wetten.»

Die elementare Wahrheit im Investmentgeschäft lautet, dass das Anlageverhalten in erster Linie vom Karriererisiko getrieben wird. Als professionelle Investoren sind wir Agenten, wir verwalten das Geld anderer Leute. Das oberste Ziel ist es daher, seinen Job zu behalten. Wer das will, sollte niemals, wirklich niemals aus der Masse hervorstechen. Die grosse Mehrheit schwimmt deshalb mit dem Strom. So entsteht ein Herdeneffekt bzw. Momentum, was die Preise weit über oder unter den fairen Wert treibt. Es gibt zwar weitere Ineffizienzen, diese aber ist bei weitem die stärkste.

Das Karriererisiko schlägt nicht überall gleich stark durch. Wer zum Beispiel im Versicherungssektor Einzelaktien auswählt, lehnt sich nicht sehr weit aus dem Fenster. Bis deutlich wird, dass die Wahl nicht gut war, vergehen ein paar Jahre. Der Entscheid, sagen wir, für den Öl- und gegen den Versicherungssektor ist schon eher gefährlich. In einer Hausse auf Cash oder eine konservative Strategie zu setzen, dürfte für jede Publikumsgesellschaft jenseits der Schmerzgrenze liegen: Niemand kann es sich leisten, zwei oder drei Jahre lang falschzuliegen mit seiner Beurteilung des grossen Ganzen. Weil die Auswahl von Asset-Klassen in Sachen Karriererisiko das grössere Gefahrenpotenzial birgt, dürften sich die besten Investmentgelegenheiten eher hier bieten als auf Titel- oder Branchenebene.

Das Leben als langfristig orientierter Anleger ist nicht leicht, wie bereits Keynes wusste. Dennoch ist es möglich, gegen einen irrationalen  Bullenmarkt zu wetten. Dazu gilt es drei Dinge zu beachten. 1. Man kalkuliere mit einer grosszügigen Sicherheitsmarge, wie Ben Graham sie propagierte. 2. Man bleibe vernünftig diversifiziert. 3. Leverage ist tabu. Ist die Sicherheitsmarge zu gross, entsteht schnell der Eindruck, wir liessen zu viele Gelegenheiten ungenutzt verstreichen. Ist sie zu klein, riskieren wir, vom Kunden gefeuert zu werden.

Das ist nicht gut für uns, ebenso wenig für die Kunden, die unter dem Eindruck extremer Fehlbewertungen und allgemein widriger Umstände dazu neigen, zum falschen Zeitpunkt umzuschichten. An diesem Dilemma kommt man beim Anlegen aber nun mal nicht vorbei. Von all den Aspekten des Investierens, die mir am Herzen liegen, ist das Karriererisiko in meinen Augen der wichtigste.