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Börsengang von Evonik abgesagt

Zu viel Gegenwind für Evonik: Das von Evonik umgesetzte Leichtbau-Elektromobil Wind-Explorer wird durch Batterien angetrieben, die durch eine mobile Windkraftanlage aufgeladen werden.

Überraschend kommt die Entscheidung nicht. Sie hat sich seit einiger Zeit abgezeichnet. Doch nun ist es offiziell: Der deutsche Spezialchemiekonzern Evonik Industries kommt nicht an die Börse. Das Kuratorium (Verwaltungsrat) der Mehrheitsaktionärin RAG-Stiftung (74,9%) hat an seiner Sitzung vom Montag der Empfehlung des Vorstands zugestimmt, die Vorbereitung des laufenden Börsengangs zu beenden. «Ein Börsengang wäre nicht zu attraktiven Bedingungen möglich gewesen», fasst der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Wilhelm Bonse-Geuking, die Entscheidung gegenüber «Finanz und Wirtschaft» zusammen. Die Entscheidung fiel einstimmig und im Einvernehmen mit dem Minderheitsaktionär CVC Capital Partners (25,1%).

Ein IPO (Initial Public Offering, Erstzeichnungsangebot) sei aus Sicht der beiden Aktionäre und des Unternehmens zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu rechtfertigen, heisst es in der Pressemitteilung der RAG-Stiftung weiter. Viele grosse Investoren hätten in den vergangenen Wochen zwar ihre Bereitschaft für ein Engagement in Evonik bekundet. Doch wegen der sehr hohen Unsicherheit an den Märkten seien ihre Preisvorstellungen zu weit von einer angemessenen Bewertung des Unternehmens entfernt.

Vor der Absage des Börsengang haben die Entscheidungsträger der RAG-Stiftung und von CVC Capital Partners auch erwogen, in einem ersten Schritt nur eine kleine Menge der Aktien von Evonik zur Zeichnung aufzulegen. Auf diese Weise wäre die Gesellschaft wenigstens an die Börse gekommen, und der finanzielle «Schaden» hätte sich in Grenzen gehalten. Doch die Idee wurde verworfen. «Der erzielbare Preis wäre so niedrig gewesen, dass damit für die Bewertung des Unternehmens eine falsche Duftnote gesetzt worden wäre», führt Wilhelm Bonse-Geuking auf Anfrage aus.

Nicht zu vergessen sei ausserdem, dass die RAG-Stiftung auch eine wichtige Treuhänderin der öffentlichen Hand sei, führt Bonse-Geuking weiter aus. Der Satzungsauftrag der Stiftung besteht darin, die Finanzierung der Ewigkeitslasten des deutschen Steinkohlebergbaus ab 2019 sicherzustellen. Dazu bedarf es eines Kapitalstocks, und der soll – wie es in der Satzung heisst – vorrangig mit einem Börsengang von Evonik Industries geschaffen werden. Die Absage des Börsengangs ist deshalb nicht mit einem endgültigen Nein zu einer Publikumsöffnung gleichzusetzen.

Sowohl die RAG-Stiftung als auch Evonik sind unter besonderen Umständen entstanden. Evonik wurde 2007 aus den «weissen» Bereichen des RAG-Konzerns – der einstigen Ruhrkohle AG – geformt: aus der Spezialchemie von Degussa, dem Energieunternehmen Steag und den Wohnimmobilien. Der «schwarze» Bereich der Steinkohleförderung und -verarbeitung wurde der RAG Aktiengesellschaft zugeteilt. Als Eigentümerin beider Unternehmen wurde ebenfalls 2007 die RAG-Stiftung gegründet – mit besagtem Satzungsauftrag.

Seit Anfang Mai hat sich das Börsenumfeld merklich verdüstert. Die Risikoscheu der Investoren hat angesichts der wirtschaftlichen Gefahren, vor allem im Zusammenhang mit der Schuldenkrise im Euroraum, merklich zugenommen. Entsprechend sind auch die Risikoprämien wieder deutlich gestiegen. Als Folge der grossen Verunsicherung sind die Aktienkurse teils kräftig ins Rutschen geraten. Ein gutes Umfeld, um ein Unternehmen an die Börse zu bringen, sieht anders aus.

Evonik Industries wäre bis dato wohl der grösste europäische Börsengang in diesem Jahr geworden. Ein Platz im Dax wäre den Aktien praktisch sicher gewesen. Als einer der weltweit führenden Spezialchemiekonzerne setzte die Gesellschaft im vergangenen Jahr 14,5 Mrd. € um. Sie befindet sich in guter finanzieller Verfassung und erzielt im Branchenvergleich überdurchschnittliche Margen; 2011 wurden auf Basis des bereinigten Ebitda (Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation) 19% erzielt. Zum Vergleich: Clariant kam auf 13,2%, Lanxess auf 13,1%.

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