BNP verliert Schweizer Schwergewicht
Der Chef des Wealth Management für die Regionen Schweiz, Europa, Mittlerer Osten, Nordafrika und Lateinamerika verlässt die Grossbank. In den USA droht eine Busse von 5 Mrd. $.
Der Chef des Schweizer Wealth Management von BNP Paribas, Hans-Jürgen Koch, wird das Institut aus persönlichen Gründen vorzeitig verlassen, hat «Finanz und Wirtschaft» aus zwei Quellen erfahren. BNP Paribas wollte auf Anfrage keine Stellung nehmen.
Koch ist seit 2011 bei der französischen Bank und leitet die Regionen Mittlerer Osten, Nordafrika, Internationales Europageschäft und Lateinamerika. Zuvor arbeitete Koch zwanzig Jahre für die Deutsche Bank, zuletzt als CEO Schweiz und Leiter der internationalen Vermögensverwaltung.
Ob der Abgang allenfalls mit der laufenden US-Untersuchung und der milliardenhohen Bussendrohung, die auf BNP lastet, in einem Zusammenhang stehen könnte, war nicht zu erfahren. Denkbar sind negative Auswirkungen auf die Kundenakquise. Der Druck der amerikanischen Untersuchungsbehörden auf ausländische Banken hält an. Unmittelbar nach den Aufregungen um Credit Suisse flackern auch die Spekulationen um BNP Paribas wieder auf. Die kolportierten Summen scheinen immer höher zu werden. Die US-Behörden sollen das Institut jetzt mit 5 Mrd. $ büssen wollen. Zuvor war noch die Rede von etwa 3,5 Mrd. $.
Schuldeingeständnis
Wie an Credit Suisse durchexerziert, dürfte auch BNP ein Schuldeingeständnis ablegen müssen, berichtet Bloomberg unter Berufung auf Personen aus dem Umfeld der Verhandlungen.
Die US-Behörden führen gegen BNP eine Strafuntersuchung wegen möglicher Verstösse gegen Embargovorschriften. Die Bank soll Geschäfte mit dem Sudan, Iran und mit Kuba gemacht haben, alles Länder, gegen die die USA Sanktionen erlassen haben. Wegen ähnlicher Vergehen sind zuvor schon andere europäische Banken gebüsst worden, darunter Credit Suisse, die in einem Vergleich 2009 über 500 Mio. $ an US-Behörden zahlen musste. Sie hatte sich damit Anschuldigungen entledigt, mit Kuba, Iran, Libyen, Myanmar und Sudan geschäftet zu haben. Ende 2012 bezahlte HSBC die in diesem Zusammenhang bislang höchste Busse von 1,9 Mrd. $. Ein Schuldeingeständnis hatten damals weder die britische Bank noch die Credit Suisse ablegen müssen.
Zum Schuldeingeständnis von BNP, auf das Staatsanwalt Preet Bharara dränge, soll der Leiter der Finanzaufsichtsbehörde von New York, Benjamin Lawsky, mit dem Gedanken spielen, der Bank für eine gewisse Zeit den grenzüberschreitenden Transfer von Geld aus und in die USA zu untersagen.
Geschäftsdämpfer
Nachdem das jüngste Schuldeingeständnis von Credit Suisse an den Märkten bislang keine grösseren Turbulenzen verursacht hat, sorgen sich Anleger um den potenziell geschäftsdämpfenden Effekt dieses drohenden Geldtransferverbots für BNP Paribas. Es gibt Befürchtungen, dass, auch wenn die Grossbank nur befristet keinen Zahlungsverkehr für die Kunden offerieren kann, sich diese auch für andere Dienstleistungsangebote an Konkurrenzinstitute wenden und möglicherweise nicht mehr zu BNP zurückkehren.
Berichtigung: Hans-Jürgen Koch ist nicht für die Region Nordamerika, sondern für Nordafrika zuständig.
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