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BIZ: «Angespannte Ruhe an den Märkten»

Der Hauptsitz der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel.

An den Finanzmärkten sei zwar Ruhe eingekehrt, doch es sei eine «angespannte Ruhe», schreibt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel im Quartalsbericht, der am Sonntag erschienen ist. Der Ruhe vorangegangen sei eine wechselhafte Zeit für die weltweiten Bankkredite und Kapitalströme. Anspannung ortet die BIZ nun in Schwellenländern, am Anleihenmarkt, im Bankensektor und im Auseinanderdriften der Geldpolitik in den grossen Währungen.

Anfang September waren die Märkte in Aufruhr, blickt die BIZ auf ihren letzten Quartalsbericht zurück. Doch so plötzlich, wie die Unruhe entstanden sei, sei sie abgeflaut. «Auf den ersten Blick kamen die Turbulenzen eher wie ein kurzes Sommergewitter daher und nicht wie ein heftiger Herbststurm, der einen harten Winter ankündigt.»

Gefahr in Schwellenländern und am Anleihenmarkt

Kommt dennoch ein harter Winter? Die BIZ sieht Gründe zur Vorsicht. In den Schwellenländern seien die finanziellen Schwachstellen nicht verschwunden. Das gelte etwa für die in Dollar denominierten Schulden. Ihr Bestand sei seit Anfang 2009 auf über 3 Bio. $ gestiegen und habe sich damit ungefähr verdoppelt. Die BIZ folgert: «Der Wert dieser Schulden gemessen in Landeswährung ist parallel zur Aufwertung des Dollars gewachsen, was die Finanzierungsbedingungen verschärft und Bilanzen schwächt.»

Unter den Anlagekategorien ortet die BIZ bei den festverzinslichen Wertschriften «eine Reihe von Anomalien, die darauf schliessen lassen, dass an den Märkten nicht alles im Lot ist». Ein Beispiel: US-Staatsanleihen haben ein geringeres Ausfallrisiko als Zins-Swaps (Tauschgeschäfte). Doch die sichereren Staatsanleihen warfen eine höhere Rendite ab als die riskanteren Swaps. Es gab am Markt also mehr Rendite für weniger Risiko. Solche Anomalien seien ein Hinweis auf grundlegende Schwachstellen.

Deutlich mehr Eigenkapital für die Banken

Die Bonität der Banken – gemessen am Rating ohne Berücksichtigung staatlicher Unterstützung – in bedeutenden Industrieländern habe sich seit 2010 weiter verschlechtert. In vielen Ländern würden die Aktien von Banken immer noch mit einem Abschlag zu ihrem Buchwert gehandelt. Das sei ein klares Zeichen von Misstrauen und Skepsis. Besonders in der Eurozone sei «der Anteil notleidender Kredite viel zu hoch». Bilanzen sollten konsequent weiter saniert werden.

Bei den Vorschriften für das Eigenkapital der Banken sieht die BIZ noch «beträchtlichen Spielraum». Das Eigenkapital könne 5 statt der geplanten 3% der Bilanzsumme betragen, ohne negative Konsequenzen – konkret bezog sich die BIZ auf die ungewichtete Eigenkapitalquote (Leverage Ratio).

Die volkswirtschaftlichen Vorteile von höherem Eigenkapital würden die Nachteile deutlich überwiegen. Die BIZ fand kaum Anzeichen dafür, dass eine höhere Eigenkapitalquote die Kreditvergabe massiv belastet. Vor allem aber würden die Banken dadurch viel stabiler, womit das Risiko neuer systemischer Krisen abnehme.

Spannungen in der Geldpolitik

Grund zur Vorsicht sei auch die erwartete Divergenz in der Geldpolitik – die US-Notenbank dürfte den Leitzins erhöhen, während die Europäische Zentralbank ihr Anleihenkaufprogramm verlängert hat und die Bank of Japan ebenfalls expansiv bleibt. Folgen davon seien «möglicherweise erhebliche Auswirkungen auf die Wechselkurse und beträchtliche Marktanpassungen». Zudem warnt die BIZ nach wie vor, eine Zinserhöhung in den USA könnte negative Effekte (Spillovers) auf die Schwellenländer haben.

Vor diesem Hintergrund könne die Ruhe eigentlich nur angespannt sein, resümiert die BIZ. Zwischen dem Verhalten der Märkte und den fundamentalen ökonomischen Gegebenheiten bestehe eindeutig ein Spannungsverhältnis. Irgendwann müsse sich diese Spannung auflösen. «Märkte können viel länger Ruhe bewahren, als wir vermuten. Bis es irgendwann nicht mehr geht.»