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Siemens hält den Ball im Wettkampf um Alstom flach

Die Offerten von Siemens und GE lassen sich Insidern zufolge nur schwer vergleichen, weil sie sich im Umfang deutlich unterschieden.

«Mitsubishi Heavy Industries und Siemens legen Alstom überzeugendes Angebot vor», lautet der Titel der gemeinsamen Pressemitteilung vom Montagabend. Das hastig geschlossene Bieterbündnis scheint sich mit seinem – wenig überzeugenden – Eigenlob vor allem selbst Mut machen zu wollen. Das Angebot wirkt kompromissbeladen, in sich nicht geschlossen und lässt wenig Zweifel daran, dass Siemens eine direkte Konfrontation mit dem Gegenbieter General Electric meidet. Alles in allem ist es weniger umfassend als gemeinhin angenommen.

Wie schon das Bündnis mit Mitsubishi Heavy Industries bestätigt auch die Offerte den Eindruck, dass die Alstom-Geschichte dem Münchener Elektrotechnikkonzern zumindest vom Zeitpunkt her nicht recht in den Kram passt, er zu einem attraktiven Stück der in Paris ansässigen Gruppe aber nicht Nein sagen würde.

Siemens will nicht viel für sich selbst

Aus Sicht von Siemens wäre dieses Stück das Gasturbinengeschäft des Stromerzeugungs-, Stromübertragungs- und Schienentransportspezialisten mitsamt den zugehörigen, lukrativen Serviceverträgen. Dieses Geschäft ist Teil des Segments Alstom Thermal Power, das von Baden im Kanton Aargau aus gesteuert wird. Für die Gasturbinenaktivitäten mit ungefähr 2,5 Mrd. € Umsatz offeriert Siemens 3,9 Mrd. € und dazu eine dreijährige Arbeitsplatzgarantie in Frankreich und Deutschland.

Überdies gedenkt Siemens, mit Alstom Möglichkeiten zu eruieren, um einen «europäischen Champion» im Bahngeschäft zu schaffen. Wie ein solcher Champion aussehen könnte, ist genauso offen wie die Frage, inwiefern ein Schulterschluss überhaupt erstrebenswert wäre.

Das Bahngeschäft von Alstom, bekannt vor allem durch den TGV, bildet das Konzernsegment Transport (vgl. Grafik). Siemens – wie Alstom schon jetzt einer der weltweit grösseren Anbieter auf diesem Gebiet – weist die entsprechenden Aktivitäten nicht gesondert aus.

Die Aktien des deutschen Industrieriesen haben am Dienstag auf das Angebot nicht nennenswert reagiert – wie die von Alstom auch.

Mitsubishi Heavy wird Hauptakteur

Die Offerte von General Electric sieht im Vergleich zu der von Siemens und Mitsubishi Heavy Industries ganz anders aus: Der US-Konzern bietet für das gesamte Energiegeschäft von Alstom rund 12,4 Mrd. €. Das Angebot läuft noch bis nächsten Montag (23. Juni). Eile ist angesagt.

Sollte GE den Zuschlag erhalten, würde Alstom zu einem reinen Anbieter von Bahnverkehrstechnologie werden. Käme die deutsch-japanische Verbindung zum Zuge, bliebe Alstom ein «breit aufgestellter weltweiter Anbieter im Energie- und Transportgeschäft», wie das Duo betont. Das liegt daran, dass Mitsubishi Heavy Industries (MHI, 18 Mrd. Fr. Börsenkapitalisierung, 31 Mrd. Fr. Umsatz) kein Entrecôte Café de Paris aus Alstom herausnehmen will, sondern industrielle Allianzen und Kapital anbietet.

Drei Joint Ventures geplant

Vorgeschlagen sind drei Joint Ventures mit Minderheitsbeteiligung. Der Presseinformation zufolge beabsichtigt MHI, 40% an Alstoms Dampf- und Nukleargeschäft, 20% am Geschäft mit Energienetzen (Segment Grid) und 20% am Wasserkraftgeschäft zu erwerben. Im Zuge dieser Transaktionen erhielte Alstom 3,1 Mrd. €.

Um die Allianz zu festigen, bietet der Konzern aus Tokio an, sich auch am Kapital von Alstom zu beteiligen und bis zu 10% der Aktien vom Alstom-Grossaktionär Bouygues (29,3%) zu übernehmen. Alstom wird an der Börse aktuell mit knapp 9 Mrd. € bewertet.

Beworben wird das vorgeschlagene Bündnis mit dem Argument, am Markt für thermische Stromerzeugung von einer globalen Präsenz profitieren zu können – «basierend auf der starken Aufstellung von MHI in Asien und von Alstom in Europa, dem Nahen und dem Mittleren Osten und Afrika.» Als zusätzliches Zückerchen kommt dazu, dass mit einer Allianz in Frankreich mehr als tausend Arbeitsplätze geschaffen werden könnten. GE verspricht ebenfalls rund tausend neue Stellen.

«Angebote aufbessern»

Im Vergleich zum Angebot von GE ist das von Siemens und MHI komplex. Auch die industrielle Logik ist weniger klar: Die vorgeschlagenen Joint Ventures bergen die Gefahr langer Entscheidungswege; zudem wird das Streben nach Synergien durch das Herauslösen der Gasturbinenaktivitäten potenziell hintertrieben. Andererseits mutet die Siemens-MHI-Offerte politisch korrekter an: Alstom bliebe gross, Kerntechnologien blieben französisch.

Siemens zufolge bewertet das gemeinsam mit MHI vorgelegte Angebot das Energiegeschäft von Alstom höher – mit 14,2 statt mit 12,4 Mrd. €. Trotzdem hat Reuters am Dienstag aus dem Umfeld von Präsident François Hollande vernommen, dass die Angebote beider Seiten noch aufgebessert werden müssten; die Gespräche würden diese Woche weitergehen.

Auch in Baden harrt man der Dinge, die noch kommen werden. Wie sich die einzelnen Angebote auf diesen wichtigen Alstom-Standort auswirken werden, ist weiterhin nicht abzuschätzen.

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