Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Banken lehnen Öffnung ab

Der Aufruf verhallte fast ungehört. Im Januar forderte der Verband Swiss Finance Startups (SFS) die Banken in der Schweiz zur Öffnung auf. Der Verband der jungen Finanztechnologieszene (Fintech) schlug vor, eine Selbstregulierungsorganisation (SRO) zu gründen.

Darin sollten alte und neue Akteure des Finanzplatzes «Grundlagen für Open-Banking-Lösungen» schaffen. Gegenliebe provozierte der SFS damit nicht. «Wir haben kaum Reaktionen auf unseren Aufruf hin erhalten, und diejenigen, die wir bekommen haben, waren eher ablehnend», sagt SFS-Präsident Gian Reto à Porta zu FuW, «eine SRO Open Banking wird es so schnell wohl nicht geben.»

Konkret ging es SFS mit dem Schlagwort Open Banking um die Schaffung von Standards für offene Softwareschnittstellen (Application Programming Interface, API). Über API können Fintechs ihre Angebote direkt an die IT der Banken andocken. Die Kunden können so auf Wunsch über ihr Bankkonto direkt Angebote der Drittanbieter nutzen, die Fintechs erhalten Zugriff auf Kundendaten.

Keine Schweizer PSD2

Als Vorbild dient SFS die zweite Auflage des EU-Regelwerks PSD (Payment Service Directive). PSD2 ist seit Anfang Jahr in Kraft und schreibt EU-Banken vor, Drittanbietern auf Wunsch des Kunden direkten Zugang zu seinen Konten zu ermöglichen.

Das Regelwerk definiert zwei Arten von Drittanbietern: Zahlungsauslöse- und Kontoinformationsdienstleister. Diese Fintech-Unternehmen bieten z. B. die Verwaltung mehrerer Konten, Bonitätsprüfung in Echtzeit, Direktüberweisungen oder Wertschriftenhandel an.

Dass PSD2 auch in der Schweiz Einzug hält, scheint indes unwahrscheinlich. «Es ist derzeit nicht geplant, eine Verpflichtung zum Öffnen von Schnittstellen einzuführen», sagt Anne Césard, Sprecherin des Staatssekretariats für internationale Finanzfragen.

Zudem wehrt sich die Bankenlobby. «Eine zwangsweise Öffnung von Schnittstellen lehnen wir aus Sicherheits- und Kostengründen ab», sagt Sindy Schmiegel, Sprecherin der Bankiervereinigung (SBVg). In der Schweiz solle «jede Bank selbst beurteilen und entscheiden können», welchem Drittanbieter sie sich öffnet, teilt der Verband Swiss Fintech Innovations (SFI) mit, ein Zusammenschluss von Banken und Versicherungen. Das Argument: Anders als in der EU seien die Drittanbieter in der Schweiz nicht aufsichtsrechtlich reguliert.

Die Schweizer Banken sehen aber auch keine Notwendigkeit für eine Regulierung in diesem Bereich. Sie selbst, nicht die Kunden sollen in erster Linie entscheiden, wer Zugriff auf Konten und Daten erhält. Das könnte für die Banken zum Bumerang werden, meint SFS-Präsident à Porta.

In der EU müsse sich wegen PSD2 jetzt jede Bank mit dem Thema Open Banking auseinandersetzen. In der Schweiz fehle dieser Druck. «Fintech-Innovationen, die auf Open Banking angewiesen sind, werden dadurch eher nicht in der Schweiz stattfinden», sagt à Porta. In der Schweiz haben vielleicht viele Banken eine Digitalstrategie, «aber die wenigsten haben eine Open-Banking-Strategie».

Die offene «Hypi»

Das wollen die Banken nicht auf sich sitzen lassen: «Die Schweizer Finanzinstitute sind innovativ und gut gerüstet», sagt SBVg-Sprecherin Schmiegel. Die Banken würden aktiv an offenen, europakompatiblen Schnittstellen arbeiten. Tatsächlich gibt es innerhalb des Bankenverbands SFI eine Arbeitsgruppe für einen API-Standard, und auch bei der Börsenbetreiberin SIX gibt es Bestrebungen in diese Richtung.

Eine Bank, die seit geraumer Zeit mit einer Open-Banking-Strategie auf sich aufmerksam macht, ist die kleine Hypothekarbank Lenzburg. «In Zukunft werden die Banken vermehrt Angebote von unterschiedlichen Dienstleistern offerieren können», sagt «Hypi»-Chefin Marianne Wildi.

So könnten sie «ein ganzes Ökosystem aufbauen». Die Sorge, so Kunden an Drittanbieter zu verlieren, hat die gelernte Informatikerin Wildi nicht. «Wenn ein Produkt überzeugt, werden die Kunden es sowieso nutzen wollen», sagt sie, «darum docken wir es doch lieber gleich an unser System an, so bleibt der Kunde bei uns, und wir können ihm zusätzliche Leistungen anbieten.» Die neueste Kooperation der «Hypi» läuft mit dem Fintech-Start-up Neon, eine Mobile-Banking-App. Gemäss Wildi sollen Angebote im Wertschriftenbereich folgen.

Marianne Wildi, Chefin der «Hypi» Lenzburg, setzt auf offene Schnittstellen.

Beim Thema PSD2 ist Wildi dann aber ganz auf Bankenlinie. «PSD2 ist in der Schweiz nicht nötig», sagt sie. Die Zusammenarbeit zwischen Banken und Fintechs funktioniere auch so. «Darum sehe ich auch nicht die Notwendigkeit für zusätzliche Regulierung oder eine separate SRO Open Banking.»

Für einen Tango braucht es immer zwei, und die Bankbranche verweigert den Tanz. Der grosse Open-Banking-Wurf zwischen alten und neuen Finanzakteuren wird vorerst ausbleiben.