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Europäische Bankaktien ausgereizt

In den letzten zwölf Monaten stieg der Euro-Stoxx-Bankenindex 26,6%. Damit war er nach Industrial Transportation (+31,2%) und Technologie (+30,9%) der drittstärkste Sektorindex des Euroraums und eine deutlich erfolgreichere Anlage als der Euro Stoxx 50 (+16,75%). Selbst den stärksten europäischen Index, den Dax, der 21,15% zulegte, hat er bei weitem distanziert. S&P 500 mit einem Plus von 17,15% und SMI mit +17,5% hinken weit hinterher.

Ironischerweise ist weitherum zu vernehmen, man habe diese glänzende Gelegenheit vorbeiziehen lassen, weil man zu wenig Vertrauen in die Banken des Euroraums habe. Nun aber könne man getrost in Bankaktien einsteigen, da sich die Konjunktur deutlich aufgehellt habe und, sollten die Zinsen anziehen, die Margen der Banken steigen würden. Doch da scheiden sich die Wege der Beobachter von Welt und Konjunktur einerseits und der Finanzmärkte andererseits.

Die Ironie der Börse

Die relative Stärke des Euro-Stoxx-Bankenindex nimmt im Verhältnis zum Euro Stoxx 50 seit August wieder ab. Die meisten unter den stärksten Konstituenten der letzten zwölf Monate verlieren an relativer Stärke: UniCredit (+68,4%), CaixaBank (+44,8%), Banco de Sabadell (+42,8%), Banco BPM (+42,5%), Intesa Sanpaolo (+37,2%), Crédit Agricole (+32%), Banco Santander (+30,2%), Banco Bilbao Vizcaya (+25,6%) bevölkern die Spitzenliga der stärksten Aktien Europas auf Zwölfmonatsbasis. Zusammen mit den Schwergewichten BNP Paribas (+18%) und Société Générale (+10,8%) stellen sie nunmehr das Lager der relativen Verlierer zum Euro Stoxx 50 und damit zu vielen anderen breit aufgestellten Indizes dar.

Gewinner unter den Bankaktien sind jetzt eher niedriger kapitalisierte Namen wie Commerzbank, die trotz eines Anstiegs von 77,7% in den letzten zwölf Monate weiterhin positive Stärke aufweisen, und Deutsche Bank, deren Kursgewinn von 22% für die Vergleichsperiode vis-à-vis dem Bankenindex eher bescheiden war.

Zwei Münzen

Das Beschriebene belegt einmal mehr, dass Wirtschaft und Börse nicht zwei Seiten derselben Münze sind, sondern als zwei Münzen zu verstehen sind, die  durchaus aneinander reiben, nicht aber ineinander aufgehen. Wer in Aktien investieren will, sollte nicht primär die Konjunktur analysieren, sondern in einem ersten Schritt die Aktienmärkte: beginnend mit dem MSCI Welt, gefolgt von seinen Sektoren, dann zu den Ländern übergehen und danach die Sektoren nach Regionen und Ländern durchleuchten. Damit ist der Entscheidungsrahmen abgesteckt. Von da aus kann zur  Wahl der einzelnen Aktien geschritten werden.

Die Analyse der Konjunkturdaten ist eine Ergänzung, jedoch nicht ein zentrales Element der Gesamtanalyse, weil Börsen die Konjunktur vorwegnehmen. Das tun sie nicht immer richtig, und sie tun es trotzdem immer wieder. Nur wenn sich eine konjunkturelle Entwicklung nicht einstellt, brechen frisch begonnene Trends ab.

Die Reserviertheit, mit der ein breites Anlegerpublikum sich den Banken gegenüber in den vergangenen zwölf Monate verhalten halt, bestätigt einmal mehr die Bedeutung, die die Kurshistorie für viele Anleger hat. Eines der Hauptziele der technischen Analyse ist es, zu verstehen, wann eine ausreichend starke Population am Markt den Bruch mit der Historie erkannt hat, was Voraussetzung für die relative Stärke des Sektors war.