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Auslagern ist nicht immer effizient

Neun von zehn Banken lagern Geschäftstätigkeiten aus.

Das Outsourcing wird viel kritisiert: schlechte Dienstleistung zu letztlich überhöhten Preisen und ein enormer Koordinationsaufwand. Bankleitungen beurteilen die Sache offenbar anders. Neun von zehn Banken lagern Geschäftstätigkeiten aus, und praktisch alle würden sich wieder für ein Outsourcing mit denselben Partnern entscheiden. Das sind Erkenntnisse der IFZ-Sourcing-Studie 2019, die das Institut für Finanzdienstleistungen Zug der Hochschule Luzern erarbeitet und diese Woche vorgestellt hat. «Die Verantwortlichen der Banken planen für die Zukunft in sämtlichen Bereichen weiteres Outsourcing», sagt Studienleiter Urs Blattmann.

Die Studie basiert auf einer Online-Umfrage bei 43 Schweizer Banken und auf Experteninterviews. Bei den befragten Instituten betrug der durchschnittliche Anteil des Sourcing-Aufwands 12% des Gesamtaufwands der Bank.

Nicht nur einfache Prozesse

Es werden nicht nur einfache Prozesse outgesourct. «Die Bank Cler hat eigentlich alles ausgelagert und nur die wichtigsten Kernfunktionen in der Bank behalten, besonders Kundenbetreuung und Risikomanagement», sagt Blattmann im Gespräch mit der «Finanz und Wirtschaft». Entscheidend sei: «Wer auslagert, muss dazu geistig bereit sein und darf kein Micromanagement betreiben. Beide Seiten müssen ihre Zusammenarbeit an einer effizienten Problemlösung orientieren.»

Vom Marktvolumen von rund 2,2 Mrd. Fr. entfallen 1,75 Mrd. auf Dienstleistungen im IT-Bereich. Rund 350 Mio. Fr. werden für Verarbeitungsleistungen, besonders für Wertschriften und Zahlungsverkehr, ausgegeben. Knapp 100 Mio. Fr. gehen in die übrigen Bereiche wie Rechnungswesen und Compliance. Grosse Anbieter in diesem Geschäft sind so Unternehmen wie die Swisscom, Avaloq oder Lombard Odier. Mit im Geschäft sind auch der Clientis-Verbund der Regionalbanken.

Outsourcing bedeutet, dass ein Unternehmen einen Dienstleister beauftragt, selbstständig und dauernd eine für die Geschäftstätigkeit des Unternehmens wesentliche Funktion ganz oder teilweise zu erfüllen. So definiert es die Finma. Die Finanzmarktaufsichtsbehörde hat für das Outsourcing in einem Rundschreiben detaillierte Vorschriften erlassen, beispielsweise was die Auswahl, Instruktion und Kontrolle des Dienstleisters betrifft. Die Auslagerung der Funktion darf die Finma-Aufsicht nicht erschweren. Die Bank kann gleichzeitig Outsourcing und Insourcing betreiben, also Dienste auslagern und selbst Leistungen für Dritte erbringen.

Fast vier von fünf Banken beziehen Services in den Bereichen IT und Versand (vgl. grosse Grafik). Weit verbreitet ist zudem das Outsourcing von Dienstleistungen in den Bereichen der Zahlungsverkehrs- (bei 63% der Banken) sowie der Wertschriftenverarbeitung (59%).

Fehlendes Verständnis

Ob eine Bank Outsourcing betreibt oder nicht, hängt nicht von der Grösse ab. So hat UBS, die nicht Gegenstand der Studie war, vergangenes Jahr bekannt gegeben, dass sie in Indien den Anteil der externen Mitarbeiter zugunsten der internen verkleinern will. Das begründet sie mit den Erfahrungen und auch damit, dass die IT und ihre Weiterentwicklung heute anders betrachtet werden als früher. Experte Blattmann: «Im Rahmen einer Neubeurteilung kam die UBS zum Schluss, dass die strategischen IT-Projekte intern zu entwickeln sind.» Beim Outsourcing nach Indien habe oft das gegenseitige Verständnis gefehlt, weshalb die Prozesse aneinander vorbeiliefen.

Für Probleme können schon kleinere Mentalitätsunterschiede sorgen. Als Beispiele wären hier die gescheiterten Kooperationen zwischen der Zürcher Kantonalbank und der Waadtländer KB zu nennen. Die Verschiebung des Personalwesens der Credit Suisse nach Polen gilt ebenfalls als Negativbeispiel, mussten letztlich doch beispielsweise die Arbeitszeugnisse aus Polen hier nochmals geschrieben werden.

Generell warnt die Studie vor übertriebenen Erwartungen punkto Kosteneinsparungen. Banken mit einem tendenziell höheren Outsourcing-Anteil sind im Vergleich mit Instituten, die wenig oder gar kein Outsourcing betreiben, nicht effizienter als ihre Mitbewerber. Die Kosteneffizienz einer Bank wird offensichtlich von anderen Faktoren geprägt.

Ausserdem zeichnet sich gemäss der Studie ab, dass sich die Zufriedenheit der Banken primär auf den täglichen operativen Betrieb bezieht, weniger auf die Agilität und Innovation ihrer Sourcing-Anbieter. Das werde sich aber ändern. Sourcing könne sich zu einer strategischen Chance entwickeln, weil die Banken dadurch flexibler werden dürften.

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