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Aufgefallen in… Zürich

Seit zwölf Jahren ist Pluto kein Planet mehr. Die Internationale Astronomische Union (IAU) hat dem lieb gewonnenen Himmelskörper 2006 diesen Status weggenommen. Doch in Zürich trägt er ihn nach wie vor. Der Planetenweg auf dem Uetliberg zählt den Himmelskörper bis heute in seinem Ensemble. Die helvetische Verweigerung des Wandels ist damit zeitgemässer denn je. Erst vor kurzem ist durch eine Studie der University of Central Florida die Pluto-Planeten-Diskussion wieder aufgeflammt.

Nahe dem Gipfel des Zürcher Hausbergs fällt der Blick des Spaziergängers auf einen Mast, auf dessen Spitze eine grosse, gelbe Kugel thront. Eine Informationstafel erläutert: Das soll die Sonne sein und den Anfang des Zürcher Planetenwegs markieren. Folgt man dem sechs Kilometer langen Pfad auf dem Albisgrat, begegnet man nach und nach den Planeten des Sonnensystems. Die Modelle der Himmelskörper am Wegrand sind massstabsgetreu in Relation zur Sonne und in ihrer Entfernung zueinander gehalten. Ein Meter des Modells entspricht einer Million Kilometer im echten Sonnensystem. Der Spaziergänger bewegt sich so mit dem Äquivalent der doppelten Lichtgeschwindigkeit.

Zwei Stunden braucht der Reisende, bis er beim Restaurant Buchenegg in der Gemeinde Stallikon angelangt ist. Hier endet die Tour durch unser Sonnensystem am Standort des dritten Plutos auf dem Weg. Denn der heutige Nichtplanet kommt als einziger Himmelskörper gleich dreifach vor. Auf seinem sonnennahsten Punkt, der sogar noch knapp vor Neptun liegt, auf seiner mittleren Entfernung und auf seinem sonnenfernsten Punkt.

Der Planetenweg mit seinen drei Plutos ist je nach astronomischer Sichtweise ein Anachronismus oder – die Forscher aus Florida würden beipflichten – ein topaktuelles Protestprojekt. Die Analyse der US-Wissenschaftler, vor einem Monat im Fachmagazin «Icarus» veröffentlicht, ist ein Plädoyer, Pluto wieder in die Riege der Planeten aufzunehmen. «Er ist dynamischer und aktiver als der Mars», sagt Studienautor Philip Metzger. «Der einzige Planet mit einer noch komplexeren Geologie ist die Erde.» So fordern die Forscher, die Planetendefinition von 2006 zu revidieren.

Damals stellte sich für die IAU folgendes Problem: Hinter Pluto wurden über die Jahre weitere Himmelskörper entdeckt, die unserem damals neunten Planeten ähnelten. Die Wissenschaftsgemeinde hatte zwei Möglichkeiten: entweder die Neulinge zu Planeten zu erklären – oder eben nicht. Die IAU wollte eine Inflation verhindern, angesichts dessen, dass hinter Pluto rund hundert Objekte existieren, die als Planeten eingestuft werden könnten. So führte sie 2006 die neue Kategorie der Zwergplaneten ein.

Die Definition für einen Planeten ist seitdem: ein Himmelskörper, der 1. um die Sonne kreist, 2. aufgrund seiner Grösse annähernd kugelähnliche Gestalt besitzt und 3. seine Umlaufbahn um die Sonne von anderen Objekten geräumt hat. Letztere Eigenschaft weisen Zwergplaneten nicht auf, und eben auch nicht Pluto, was vor zwölf Jahren zu seiner umstrittenen Degradierung geführt hat.

Diese Planetendefinition – so griffig sie daherkommen mag – trifft laut den Forschern aus Florida aber genau genommen auch nicht auf Mars, Jupiter, Neptun und sogar die Erde zu. Sie haben ihre Umlaufbahn um die Sonne alle nicht von anderen Objekten geräumt. Wie bei Pluto wird sie jeweils allein schon von Asteroiden gekreuzt.

Die Forscher aus Florida fordern deshalb, die Definition eines Planeten sollte nicht von äusseren Faktoren abhängen, die sich stetig ändern. Himmelskörper sollen als Planeten bezeichnet werden, wenn sie schlicht gross genug sind, dass ihre Gravitation stark genug ist, um sie abzurunden. Das würde Pluto wieder zum Planeten machen – und mit ihm wohl Dutzende weitere Objekte in unserem Sonnensystem. Zumindest der Zürcher Planetenweg hätte hinter seinem dritten Pluto noch genügend Platz.