Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Aufgefallen in… New York

Es gibt eine zuverlässige Methode, um herauszufinden, ob es sich bei Parkbesuchern in New York um Touristen handelt. Die wichtigste Frage ist nicht, ob sie die gesamte Breite des Gehwegs einnehmen, obwohl sie nur zu dritt unterwegs sind, oder ob sie beim Fahrradfahren in die falsche Richtung radeln. Sondern ob sie den Eichhörnchen der Art Grauhörnchen (Sciurus carolinensis) Beachtung schenken. Zeigen sie sich beim Anblick der Nager erfreut und schiessen Foto um Foto, handelt es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um Auswärtige.

New Yorker sind gegenüber den Nagern indifferent. Denn egal, ob im Central Park in Manhattan, im Prospect Park in Brooklyn oder im Von Briesen Park auf Staten Island, Eichhörnchen hat es überall. Wie Ratten (Rattus) und Tauben (Columbidae) haben sie sich an die urbane Umgebung angepasst und dominieren das Stadtbild. Gegenüber den Ratten und den Tauben dürfte die Population der Eichhörnchen aber deutlich kleiner ausfallen – beschränkt sich ihr Habitat doch mehrheitlich auf die begrünten Flächen der Stadt. Ratten gefällt es hingegen selbst in den Tunnels der U-Bahn.

Darum ist es auch schwierig zu erfassen, wie viele Ratten es in New York gibt. Die Schätzungen reichen von 250 000 bis zu Dutzenden von Millionen. Ein bisschen genauer ist dagegen die Schätzung der Zahl der Tauben. Es sollen 4 Mio. Exemplare sein – also eine Taube für zwei New Yorker. Für Eichhörnchen wird demnächst die exakte Bevölkerungszahl publiziert – zumindest für den Central Park. Denn im Oktober fand die erste «Volkszählung» der putzigen Nager statt. Mehrere hundert Freiwillige liefen mit Klappbrett ausgestattet durch den Park und notierten ihre Sichtungen.

Die Nagetiere locken aber nicht nur Touristen und Volkszähler an. Für Greifvögel wie den Rotschwanzbussard (Buteo jamaicensis) sind die Hörnchen ein beliebtes Fressen. Entsprechend hat sich ihre Population vergrössert. Gab es in Manhattan 2010 nur acht Nester von Rotschwanzbussarden, waren es sechs Jahre später mehr als zwanzig. Das Federvieh hilft auch bei der Reduktion der Population von Ratten, obgleich es für eine nachhaltige Dezimierung deutlich mehr Bussarde benötigen würde.

Dank der üppigen Nahrungsversorgung in Form von Nagetieren gibt es im Big Apple auch diverse andere Greifvögel wie den Wanderfalken (Falco peregrinus) und die Ost-Kreischeule (Megascops asio). Gut zu beobachten sind zur späten Stunde zudem Fledermäuse (Myotis lucifugus). Egal, ob beim Openair-Kino am Hudson River oder während des Freiluftkonzerts im Prospect Park, immer wieder flattern Fledermäuse wild umher und irritieren die Parkbesucher.

Um die tierische Vielfalt in der Stadt New York zu beobachten, ist also kein Besuch eines der fünf Zoos notwendig. Ein Abstecher in einen Park reicht völlig. Im Borough von Staten Island braucht es gar nicht einmal das. Ein Spaziergang der Strasse entlang genügt. Denn der Truthahn (Meleagris gallopavo) ist im Bundesstaat von New York heimisch. Mit der Besiedlung des Menschen wurde er zwar einst ausgerottet, doch gelang die Wiederansiedlung. Heute zeigt das Federvieh keine Scheu und stolziert ungeachtet des motorisierten Verkehrs in Gruppen auf den Strassen umher.

Vorsichtiger agiert hingegen der Weisswedelhirsch (Odocoileus virginianus). Dies zu Recht, ist mit dem Kojoten (Canis latrans) doch auch einer seiner Jäger in New York heimisch. Trotzdem können Hirsche auf Staten Island leicht gesichtet werden. Sei es nahe der historischen Altstadt von Richmond Town oder der ehemaligen Befestigungsanlage von Fort Wadsworth nahe der Verrazzano-Narrows-Brücke. Rund um die verlassenen Anlagen holt sich die Natur Land zurück und schafft Lebensraum für Tiere. Dies lässt erahnen, wie die Insel Manhattan aussah, bevor sie zu einer Metropole aus Beton, Stahl und Glas wurde.