Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Aufgefallen in… Los Angeles

1 / 4
Getarnte Bohrinseln am Strand von Long Beach.
Ölpumpe vor dem McDonald's in Signal Hill.
Curley's Cafe führt seine Wurzeln bis 1932 zurück. Damals boomte in Singal Hill die Ölindustrie.

Auf dem Parkplatz eines McDonald’s muss man in Los Angeles auf vieles gefasst sein. Die Ölpumpe, die unmittelbar hinter der Fast-Food-Filiale in der Region von Signal Hill monoton vor sich hin stampft, ist aber selbst für Einheimische eine Besonderheit. Auch vor Curley’s Cafe gleich vis-à-vis neigt sich der Kolben einer Förderanlage wie ein überdimensionierter Pferdekopf rhythmisch auf und ab. Wer will, kann sogar bei einem Bier auf dem Sitzplatz des Lokals aus nächster Nähe zusehen. Dass hier mitten in einem Wohnquartier ein Ölfeld bewirtschaftet wird, veranschaulicht ebenso die Bronzeskulptur zweier lebensgrosser Ingenieure, die oben im kleinen Park auf der Hügelkuppe ein Bohrloch für das lokale Energieunternehmen Signal Hill Petroleum anzapfen.

Los Angeles wird meist mit der Filmbranche Hollywoods, der Surferszene in Malibu oder Disneyland in Verbindung gebracht. Weniger bekannt ist, dass auch die Ölindustrie im Grossraum mit 13 Mio. Einwohnern vielerorts präsent ist. Bei genauerer Betrachtung lassen sich ihre Spuren selbst in der Luxusgegend von Beverly Hills entdecken; zum Beispiel am alten Bohrturm, der mit blumenverzierten Metallplatten verkleidet auf dem Gelände einer High School steht. Noch besser getarnt ist die Anlage am Pico Boulevard. Passend zum überwiegend jüdischen Quartier ähnelt ihre Fassade einer Synagoge.

Das schwarze Gold spielt in der Geschichte der Stadt eine wichtige Rolle. Das reiche Vorkommen bezeugen die La Brea Tar Pits am Wilshire Boulevard. Aus den natürlichen Teertümpeln wurden unzählige Fossilien ausgegraben, die im anliegenden Museum ausgestellt sind. Die kommerzielle Förderung begann am 20. April 1892, als Edward Doheny mit seinem Geschäftspartner Charles Canfield unweit des heutigen Baseballstadiums der L.A. Dodgers auf Öl stiess. Der irischstämmige Mineur wurde schliesslich so reich, dass sein Vermögen zeitweise selbst das von Branchentycoon John Rockefeller überstieg. Ein noch grösserer Boom begann 1921 mit der Entdeckung des Reservoirs in Signal Hill durch die Shell Oil Company. Es war der bis dahin grösste Fund in Kalifornien, das damals für ein Viertel der weltweiten Ölförderung aufkam.

Bis heute rangiert der Bundesstaat hinter Texas, North Dakota und Alaska unter den grössten Produzenten des Landes. Die Spitzenkapazität wurde Mitte der Achtzigerjahre erreicht, wobei sich der Fokus der Branche nach Norden in die Gegend um Bakersfield verlagert hat. In Los Angeles sind derweil viele kleinere Felder mit der Zeit stillgelegt worden. Wucherte etwa am Strand von Venice einst ein Dschungel von Bohrtürmen, dominieren nun Künstler, Hipster und Touristen die Gegend. Zudem werden die Vorschriften fortwährend strenger. Bereits Ende der Sechzigerjahre wurde im ganzen Bundesstaat ein Moratorium gegen die Errichtung neuer Offshore-Anlagen verhängt, nachdem es vor Santa Barbara zu einer Umweltkatastrophe gekommen war.

Trotzdem wird im Einzugsbereich von L.A. noch immer an rund 3000 Standorten Öl gefördert. Das meiste davon stammt aus der Wilmington-Formation. In den frühen Dreissigerjahren entdeckt, zieht sie sich über das Stadtgebiet von Long Beach hinweg und zählt mit einem geschätzten Gesamtvolumen von rund 3000 Mrd. Fass zu den reichhaltigsten Amerikas. Hauptbetreiber ist die California Resources Corporation, die 2014 vom Branchenriesen Occidental Petroleum in eine eigenständige Gesellschaft ausgegliedert wurde.

Auch hier arbeitet die Industrie oft im Tarnmodus. So liegen unmittelbar vor der Pazifikküste vier künstlich aufgeschüttete Bohrinseln, die nach verunglückten Nasa-Astronauten benannt und mit falschen Hoteltürmen, Wasserfällen und Palmen geschmückt sind. Ihr Design hat der Architekt Joseph Linesch ausgearbeitet, der an der Konzeption der Themenparks in Disneyland mitwirkte. Kein Wunder also, werden sie zuweilen mit Ferienresorts verwechselt.