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Aufgefallen in... Leeds

Zu Beginn des Jahrtausends hatten die «Whites» viel zu jubeln. Insbesondere der Einzug ins Halbfinale der Champions League hat die Stadt regelrecht in Ekstase versetzt: Mark Viduka, der damalige Topskorer des Vereins.

Leeds ist es bislang zwar nicht gelungen, sich im Kreis der internationalen Metropolen zu etablieren. Und doch hat es die britische Industriestadt geschafft, ihren Namen in die Welt zu tragen – dem traditionsreichen Fussballverein Leeds United sei Dank, der 2001 sensationell das Halbfinale der Champions League erreichte.

Zwei Stunden vor Spielbeginn sind die Tore der Elland Road noch geschlossen – ganz im Gegensatz zu denen des Old Peacock. Im Vereinspub gleich gegenüber dem heimischen Stadion herrscht bereits reges Treiben. Eintritt in das Traditionslokal ist nur mit einem Match-Ticket möglich. Die Stimmung im Raum ist euphorisch und gelöst. Es werden fleissig Biere gezapft und erste Gesänge angestimmt.

Hier im Pub – mit dem Leeds United seine gesamte Geschichte teilt – haben die Fans endlich wieder Grund zu feiern. Denn der Verein hat harte Zeiten hinter sich. 2007 ging er bankrott, Spieler mussten verkauft und die Elland Road verpfändet werden. Es folgte der freie Fall in die dritte Liga, diverse erfolglose Manager gaben sich die Klinke in die Hand. Doch nun steht der Club endlich wieder vor dem Aufstieg in die Premier League, die oberste Spielklasse des Landes und – nach Meinung vieler – die beste Liga der Welt.

Eine halbe Stunde vor Spielbeginn verpflegen sich einige Fans noch an einem der vielen Fast-Food-Stände, während die weiss-blau-gelb gekleidete Menge langsam zu den Eingängen des ausverkauften Stadions strömt. Nur von den Gästen aus Blackburn ist vorerst nichts zu sehen. Ihnen ist ein kleiner Bereich in der Arena zugewiesen. Erkennbar ist er vor allem durch die gelben Leuchtwesten des Sicherheitspersonals, das um den Sektor patrouilliert.

Ein besonderer Anblick ist dies allerdings nicht. Ab den Sechzigerjahren hatte Grossbritannien regelmässig mit grosser Fangewalt im Fussball zu kämpfen. Gar von der «British Disease» war die Rede. Bei vielen Clubs schlossen sich Fangemeinschaften zu organisierten Banden – den Firms – zusammen, die ihre Mannschaft nicht nur von der Tribüne aus anfeuerten, sondern teilweise brutale Krawalle anzettelten. Darunter auch die Leeds United Service Crew, die mit Massenschlägereien und Vandalismus bis in die Nullerjahre regelmässig für negative Schlagzeilen sorgte.

Berüchtigt sind die Anhänger von Leeds auch heute noch – allerdings nicht mehr für Gewalt, sondern für ihre Treue zum Club und die gute Stimmung, die sie in die Stadien bringen. Das zeigt sich bereits in den ersten Minuten der Partie gegen Blackburn: Auf der Tribüne hinter den beiden Toren stehen – trotz Sitzplätzen – alle Zuschauer, und Ausrufe wie «You’re lovely!» hallen durch die Arena. Es wird gesungen und geflucht.

Das in grosser Zahl präsente Sicherheitspersonal hat indes nicht viel zu tun. Der Wandel zu einer friedlichen Fangemeinschaft ist diversen Massnahmen zu verdanken. In den Stadien wird kein Alkohol mehr ausgeschenkt, und die Stehtribüne wurde durch Sitzplätze ersetzt. So wurde die Fandichte geringer, die Match-Tickets wurden teurer. Dank der Vielzahl von Überwachungskameras können Unruhestifter leichter identifiziert werden. Die bessere Kooperation zwischen der Polizei, den Clubs und der Football Banning Order Authority vereinfacht die Bestrafung der Täter. Es herrscht eine Zero Tolerance Policy: Wer gefasst wird, dem droht ein Stadionverbot.

In den letzten Minuten des Spiels liegen die Nerven blank. Blackburn geht in Führung, doch Leeds schafft mirakulös die Wende: In der neunzigsten Minute schiessen die «Whites» den Ausgleich und in der Verlängerung gar den Siegtreffer. Die friedlich feiernden Fans verabschieden sich mit «We’re Leeds United and we’re Top of the League» von der Elland Road.

Ob es zu später Stunde nicht doch noch zu Auseinandersetzungen kommen wird, ist ungewiss. Nach Angaben einiger Fans nehme die Gewalt wieder zu. Nur eben nicht in den Stadien, sondern ausserhalb – zu einer verabredeten Zeit, an einem verabredeten Ort.