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Aufgefallen in… Bern

Die Bundesverwaltung ist selten verlegen um neue Ideen, wo und wie sie in den Alltag ihrer Untertanen eingreifen könnte und wie sie zum richtigen Leben erzogen werden könnten. Zudem müssen die Beamten Aktivitäten entfalten – ihren Lohn beziehen sie ja vom Steuerzahler, der auch einen Gegenwert sehen will. Allerdings ist dieser ab und zu durchaus zweifelhaft, wie ein Merkblatt des Bundesamtes für Umwelt (Bafu) belegt.

Klar, das besagte Amt muss sich um die Umwelt sorgen. Allerdings beschleicht einen bisweilen das Gefühl, dass die «Umwelt» stärker gewichtet wird als der Steuerzahler, der genau genommen ja auch zu dieser Umwelt gehört. Zu diesem Schluss führt das Merkblatt «Nachhaltige Verpflegung». Schon der Titel lässt Böses erahnen, gehört die Verpflegung doch zur Privatsphäre jedes Einzelnen – der Staat hat weder in Küche noch Esszimmer etwas verloren.

Die schlimmsten Erwartungen werden übertroffen: Das Bafu gibt in allem Ernst Empfehlungen ab, wie ein Apéro zu organisieren ist. Das Amt traut dies dem Normalbürger offenbar nicht zu, schon gar nicht, den Apéro auf umweltschonende Weise auszurichten.

Selbstverständlich weiss das Amt genau, wie das geht. So seien zwei Drittel des aufzustellenden Buffets vegetarisch zu gestalten, wobei das Vegetarische an erster Stelle zu platzieren sei. Die fleissigen Bafu-Beamten haben sich offenbar nicht gefragt, ob dieser Rat nicht allenfalls eine Diskriminierung der deutlichen Mehrheit der Nicht-Vegetarier sein könnte. Noch gibt es glücklicherweise keinen Zwang zum Vegetarismus.

Auch der Begriff des unlauteren Wettbewerbs hat es offenbar noch nicht bis in die Amtsstuben des Bafu geschafft. Unverhohlen wird Reklame gemacht, auf einer offiziellen Website notabene, für das Bio-Label und für Bio-Produkte. So sollen etwa Früchte und Gemüse das Bio-Label tragen, das gilt auch für Gebäck und Brot. Und siehe da: Sogar an Fleisch und Fisch wird gedacht, auch da kommt für die Weltverbesserer des Bafu natürlich lediglich Bio in Frage.

Selbstverständlich setzt sich das fort im Getränkebereich: Kaffee, Tee, Apfel- und andere Säfte haben Bio oder dann doch zumindest Max Havelaar zu sein. Und Wein – ja, er ist sogar erlaubt – soll natürlich auch Bio sein und aus der Region kommen. Von Burgunder oder Barolo ist tunlichst abzusehen (Kaffee aus Afrika und Tee aus Indien sind hingegen in Ordnung). Die Empfehlungswut des Bafu macht nicht einmal vor dem Wasser halt: Es hat Leitungswasser zu sein statt Mineralwasser – nicht einmal Bio.

Und schliesslich, das stimmt schon fast wieder versöhnlich, ist es erlaubt, Reste für kommende Pausen bereitzustellen. Oder sie können von Teilnehmern gar mit nach Hause genommen werden – allerdings nur in «Schalen oder Säckchen aus nachhaltigem Material».

Nein, das alles ist kein Aprilscherz, das ist ernst gemeint. Die Bevormundung des Einzelnen durch Väterchen Staat kennt offenbar keine Grenzen mehr. Man stellt sich die bange Frage, welchem Menschenbild denn die Autoren dieses Merkblatts – und mit ihnen die zuständige Departementschefin Simonetta Sommaruga sowie ihr Amtsdirektor Marc Chardonnens – huldigen.

Oder sind derartige Merkblätter ganz einfach ein Zeichen, dass es den dahinterstehenden Beamten langweilig ist? Immerhin: Ähnliche Fragen werden dem Bundesrat auch in einer Interpellation zu diesem Merkblatt von Nationalrat Franz Ruppen (SVP) gestellt – die Antwort steht noch aus.

Wie auch immer: Wenn derartiges von oberster Stelle abgesegnet wird, steht es um die Freiheit des Einzelnen in diesem einst freiheitsliebenden Land nicht zum Besten. Glücklicherweise müssen wir uns nicht an die unsinnigen Empfehlungen halten und können (noch?) trinken und essen, was wir wollen – und tun es mit grösstem Vergnügen!