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Worauf Wallstreets Top-Investoren wetten

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Hören gebannt zu: Für Investoren ist die Ira-Sohn-Konferenz so etwas wie die Oscar-Verleihung für Hollywood.
Wenn sich Bondguru Jeffrey Gundlach zu Wort meldet, hören auch Aktieninvestoren genau hin.
Preist Titel an, in die er selbst stark investiert ist: Die Präsentation von Bill Ackman kommt weniger gut an.

Kaum ein Investorentreffen geniesst mehr Prestige als die Ira-Sohn-Konferenz in New York. Der jeweils Anfang Mai im Lincoln Center stattfindende Anlass ist für Wallstreet so wichtig wie die Oscar-Verleihung für Hollywood. Die Tagung, mit deren Einnahmen die Krebsforschung unterstützt wird, sorgt denn auch oft für Bewegung an den Märkten.

Wo sehen die klügsten Köpfe der US-Investmentszene derzeit also die besten Gewinnchancen? Und von welchen Titeln raten sie lieber die Finger zu lassen?

Gefährliche Ruhe

Den Auftakt macht dieses Jahr Kevin Warsh. Der Stanford-Ökonom sass von 2006 bis 2011 im Vorsitz der US-Notenbank und ist als Kandidat für die Nachfolge von Zentralbankchefin Janet Yellen im Gespräch. In seiner Präsentation spricht er vor allem die ungewöhnliche Ruhe an den Finanzmärkten an.

«Ich würde das nicht als Grund dafür nehmen, sorglos zu sein. Ich sehe darin ein Signal, das mir Angst machen würde», warnt Warsh. Er verweist dabei auf den Volatilitätsindex Vix, der an Wallstreet auch als Angstbarometer bezeichnet wird und am Montag auf den tiefsten Stand seit Ende 1993 gesunken ist. «Für mich sieht das danach aus, dass die Märkte nicht gut für einen Schock konfiguriert sind», folgert Warsh.

Kritik übt er zudem an der US-Notenbank. Ohne Reformen sei das Federal Reserve nicht für die nächste Krise gerüstet. Die Notenpresse werde dann nicht mehr helfen, glaubt Warsh. «Die wichtigste Anlage der Notenbank lässt sich nicht in ihrer 4500 Mrd. $ grossen Bilanz finden, sondern ist ihre Glaubwürdigkeit», schliesst er sein Referat.

Eine ölige Story

Zu den grössten Stars der Konferenz zählt David Einhorn. Der Hedge-Fund-Manager ist legendär für seine Attacken auf seiner Meinung nach überbewertete Aktien. Gerade an der Ira-Sohn-Konferenz hat er schon manchen Angriff lanciert. Dazu zählt beispielsweise seine 2008 vorgestellte Wette gegen die Titel der Investmentbank Lehman Brothers, deren Pleite wenige Monate später die Finanzkrise auslöste.

Im Visier hat Einhorn derzeit den Förderspezialisten Core Laboratories. In seiner Präsentation legt er dar, dass die Valoren im Branchenvergleich zu Unrecht mit einer Prämie bewertet seien. Zudem habe sich das Unternehmen mit Meeresbohrungen auf ein Segment fokussiert, das wenig Wachstum verspreche. Auch kritisiert er das Management, das primär Imagepflege betreibe.

Gemäss Einhorns Analyse sind die Titel von Core Laboratories kaum viel mehr als 63 $ wert. An der Börse löst sein Verdikt umgehend Reaktionen aus: Die Aktien knicken während seiner Präsentation ein und schliessen am Montag 2,4% tiefer auf 110.75 $.

Die Kunst des Anlegens

Ein weiterer Höhepunkt ist das Referat von Jeff Gundlach. Als passionierter Kunstsammler illustriert der Bondinvestor seine Folien oft mit Gemälden. Dieses Mal ist es die «Die Nacht» des deutschen Malers Max Beckmann, der mit diesem Werk die Gräuel des Ersten Weltkriegs und die allgemeine Ernüchterung in den Nachkriegsjahren thematisierte.

«Dieses Bild könnte heute auch den Titel tragen: Porträt eines Fondsmanagers im Jahr 2017, der ausschliesslich in US-Aktien investiert», meint Gundlach. Das Publikum quittiert die Bemerkung mit Gelächter, worauf er im Detail ausführt, wie er zu dieser Interpretation kommt.

Seine zentrale Anlagethese basiert darauf, dass US-Aktien nach acht Jahren Hausse zu teuer sind. Einen wesentlichen Grund für die Kursavancen der letzten Jahre sieht er in der grossen Popularität passiver Anlagestrategien, von denen der US-Leitindex S&P 500 überproportional profitiere.

«Das führt zu grossen Verzerrungen», sagt Gundlach. Er verweist darauf, dass der amerikanische Aktienmarkt inzwischen rund 53% der weltweiten Börsenkapitalisierung ausmache. Gemessen an der globalen Wirtschaftsleistung kommen die USA hingegen «nur» auf rund 25%.

Bessere Chancen sieht der Starinvestor in Aktien aus aufstrebenden Volkswirtschaften. Das auch deshalb, weil er trotz der strafferen Geldpolitik in den USA nicht an eine weitere Aufwertung des Dollars glaubt. Konkret rät Gundlach, gegen ETF auf den S&P 500 zu wetten und gleichzeitig in ETF auf aufstrebende Märkte zu investieren.

Ein bunter Mix von Aktientipps

Insgesamt stellen mehr als zehn hochkarätige Investoren ihre Ideen vor. Zu den weiteren Kaufempfehlungen gehören unter anderem Aktien des Telecominfrastrukturbetreibers Century Link, des kanadischen Medienunternehmens DHX und der italienischen Grossbank UniCredit. Auch für die Valoren von Tesla und von United Airlines machen sich Referenten stark.

Etwas enttäuschend fällt die Präsentation von Bill Ackman aus. Der Chef des Hedge Fund Pershing Square, der zuletzt mit seinem Engagement im Pharmakonglomerat Valeant einen happigen Verlust erlitten hat, macht dem Publikum die Papiere der Immobiliengruppe Howard Hughes schmackhaft. Er ist in der Gesellschaft allerdings schon seit Jahren investiert und ist der grösste Einzelaktionär.