Ascoms grösster Aktionär entzieht CEO Vertrauen
Die Beteiligungsgesellschaft Veraison verlangt, dass Ascom alle strategischen Optionen auslotet. Auch ein Verkauf gehört dazu.
Es reicht. Drei Jahre nach dem Einstieg will der aktivistische Aktionär Veraison beim Kommunikationsspezialisten Ascom nicht länger zuschauen. Veraison habe «kein Vertrauen in die aktuelle operative Führung», sagt Gregor Greber, Co-Gründer der Beteiligungsgesellschaft, auf Anfrage. Das Potenzial von Ascom werde nicht ausgeschöpft. Die Fachmesse Himss, die Anfang Februar in den USA stattfand, habe erneut bestätigt, dass Ascom ein «hervorragendes» Produktportfolio im Bereich Gesundheit besitze. Für Greber ist das zusammen mit der aktuellen Konsolidierung der Branche Grund dafür, dass Ascom «die Best Ownership aktiv überprüfen» müsse. Das heisst so viel, dass alle Optionen auf den Tisch müssen, auch ein Verkauf.
Veraison hält rund 8% an Ascom und hat die Beteiligung im Februar 2016 aufzubauen begonnen. Im selben Jahr wurde auch der zweite Co-Gründer von Veraison, Valentin Chapero, in den Verwaltungsrat gewählt. Chapero war von 2002 bis 2011 CEO des Hörgeräteherstellers Sonova. Von den restlichen Aktionären hält ausser dem Asset Management von UBS kein Aktionär mehr als 5%.
Der Entzug des Vertrauens in die Führung Ascoms überrascht aus Marktsicht nicht. Von einem Hoch Anfang 2018 von über 25 Fr. sind die Titel tief gefallen. Am Dienstag notierten sie bei 13 Fr. Die Entwicklung ist vor allem Folge der Ziele, die im Herbst 2016 nach dem Verkauf der Sparte Networktesting gesetzt wurden, und der hohen Erwartungen, die geweckt wurden. CEO Holger Cordes ist im Juni drei Jahre im Amt und wird auch in diesem Jahr die Ziele verfehlen. Im Januar musste Ascom eine Gewinnwarnung für das abgelaufene Geschäftsjahr absetzen: Nicht mehr 15% Ebitda-Marge sollen drinliegen, sondern nur noch 12%.
Dass Ascom das Mittelfristziel einer 20%-Marge für 2020 noch erreichen kann, gilt in Marktkreisen als illusorisch. Zumal Investitionen anstehen und keine nennenswerte Wachstumsdynamik festzustellen ist. Zwar melden die Baarer hin und wieder einen kleinen Auftrag, doch der Umsatz entwickelt sich weiterhin im Kriechgang. Ascom erwartet für 2018 ein Wachstum von weniger als 2%.
Und auch wenn die Ascom-Lösungen bei Spitälern einen guten Ruf geniessen, ist das Nischenplayer-Dasein des Unternehmens gefährdet. Grössere, spezialisierte Anbieter wie Cerner bieten ebenfalls integrierte Kommunikationslösungen für Spitäler an. Kommt Ascom nicht schneller auf Touren, läuft sie Gefahr, ihr Alleinstellungsmerkmal zu verlieren.
Jetzt steigt der Druck auf Holger Cordes und sein Managementteam zusätzlich, schnell Ergebnisse zu liefern oder andere Optionen vorzuschlagen. Bereits am Donnerstag wird er die Ergebnisse der Ascom-Gruppe für 2018 präsentieren. Da werden die Ziele zur Sprache kommen.
Die komplette Historie zu Ascom finden Sie hier. »
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