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Anleihen setzen Talfahrt fort und belasten die Aktienmärkte

Trotz erneutem Kursrutsch besteht Hoffnung, dass die grössten Kursausschläge erst einmal der Vergangenheit angehören.

(AN/Reuters) Die Verschnaufpause für Bondanleger dauerte nur einen halben Tag. Ab Montagnachmittag setzte sich der Ausverkauf am Anleihenmarkt fort. Der Bund-Futures verlor am Dienstag zur Eröffnung 114 Ticks auf 152,99 Punkte. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe auf 0,669%, von 0,59% am Vortag. Auch die vergleichbaren Bonds aus Italien oder Spanien rentierten höher. In den USA sprang die Verzinsung zehnjähriger US-Treasury-Notes am Montag 12 Bp nach oben. Der globale Zinsanstieg erfasste die Schweiz (+2 Bp), Japan und die meisten asiatischen Märkte. Nur China und Australien vermochten sich ihm zu entziehen.

Einen konkreten Auslöser für diese Entwicklung konnten Börsianer nicht ausmachen. Angesichts der mangelnden Fortschritte bei der Lösung der griechischen Schuldenkrise seien eher steigende Kurse zu erwarten gewesen, sagte Helaba-Analyst Ulrich Wortberg. Schliesslich griffen Investoren in Krisenzeiten üblicherweise verstärkt zu den als sicher geltenden Bundesanleihen. Wichtig sei nun, dass der Bund-Futures im Tagesverlauf die Marke von 153 Punkten halte, sollte er darunter fallen, müsse mit einem Rückschlag auf bis zu 151,44 Zähler gerechnet werden.

Die Panik ist vorüber

Trotzdem besteht Hoffnung, dass die grössten Kursausschläge erst einmal der Vergangenheit angehören. Die Kurse waren in den vergangenen Woche deshalb so scharf eingebrochen, weil mehrere markttechnische Faktoren zeitlich zusammenfielen. Angesichts enger Risikobudgets hätten die steigenden Renditen zu einer Kettenreaktion von Verlustbegrenzungsstopps geführt, erläutern die Analysten von Bantleon Bank. So sei es am Donnerstag zu einer Verkaufspanik gekommen, als die Jahresperformance deutscher Bundesanleihen die Nulllinie nach unten durchstiess. Die Ausschläge seien in denjenigen Zinsinstrumenten am stärksten gewesen, für die Futures existieren, schreibt die St. Galler Kantonalbank in einem Kommentar.

«Wir werden wohl vorerst keine weiteren Tage mit dreistelligen Verlusten im Bund-Futures respektive zweistelligen Anstiegen in der zehnjährigen Bundrendite sehen», ist Kornelius Purps, Fixed-Income-Stratege im UniCredit Research, überzeugt. Es ist die Minimalvorhersage, die nur in einem chronisch überbewerteten Markt möglich ist. Die Panikwelle ist zwar vorüber, aber alle Beteiligten sind sich bewusst, dass die Marktverzerrung fortbesteht.

Reflation Trade

Als die Europäische Zentralbank im Januar angekündigt hat, dass sie ab Mai systematisch Staatsanleihen aufkaufen werde, sind die Marktzinsen eingebrochen. Fundamentale Bewertungen spielten keine Rolle mehr. Die Renditen selbst für lange Laufzeiten fielen im Gleichlauf: in Kerneuropa gegen null, an der Peripherie gegen 1%.

«Vielleicht erleben wir nun etwas, was hierzulande schon fast verlernt zu sein scheint: eine Reaktion im Rentenmarkt auf veröffentlichte Konjunkturdaten», argumentiert Purps. Die Kollegen der Bank Morgan Stanley sprechen vom «Reflation Trade», der das Anlagejahr 2015 prägen werde, und meinen damit das Gleiche: Die Wirtschaft erholt sich weltweit, die Inflationserwartungen nehmen allmählich wieder zu. Folglich werde sich die Zinswende fortsetzen. Offen bleibt, mit welchem Tempo.

Korrektur der Bonds schwappt auf Aktienmarkt über

Der erneute Kursrutsch an den europäischen Anleihemärkten hat Aktienanleger am Dienstag aufgeschreckt. Sie warfen ihre Firmenbeteiligungen ebenfalls aus den Depots. Verstärkt wurde der Verkaufsdruck durch den steigenden Euro. Er verteuerte sich um rund 1 US-Cent auf 1.1257 $ und machte dadurch Waren europäischer Firmen auf dem Weltmarkt weniger wettbewerbsfähig. Dies drückte den Dax um 2,4% ins Minus auf 11’392 Zähler, der EuroStoxx50 verlor 2,2% auf 3546 Punkte.

Der Swiss Market Index sank um 0,7% auf 9054 Punkte. Am Vortag hatte der Leitindex 0,26% höher geschlossen. Der Volatilitätsindex, das Angstbarometer der Börse, stieg um 4%. Die Anleger schritten über alle Sektoren hinweg zu Gewinnmitnahmen. Die Papiere der als krisensicher geltenden Pharmafirmen Novartis und Roche sowie des Lebensmittelkonzerns Nestlé, die am Vortag noch als sicherer Hafen angesteuert wurden, büssten gegen 1% ein. Auch die Aktien der Banken Credit Suisse und UBS gaben den Vortagesanstieg zum Teil ab.