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AHV-Alter nicht mehr sakrosankt

Umfragen sind stets mit Vorsicht zu geniessen. Wie gross ist die Stichprobe der Befragten, ist sie repräsentativ, wie sind die Fragen formuliert? Solche und ähnliche Punkte müssen in der Interpretation beachtet werden. Zudem stellt sich immer das Problem, wie ehrlich sich die Befragten äussern. Dennoch können Umfragen Aussagen machen, zumindest über Trends – vor allem wenn sich über die Zeit hinweg markante Veränderungen ergeben.

Der Verein Vimentis führt seit vierzehn Jahren jährlich eine gross angelegte Online-Umfrage zur politischen Zukunft der Schweiz durch. Es nehmen jeweils über 20 000 Personen teil. Die Umfrage gilt in den Dimensionen Bildung, Geschlecht, Region und Alter als repräsentativ. Zu Wochenbeginn wurden die neuesten Ergebnisse der von Mitte Oktober bis Ende Dezember 2017 durchgeführten Umfrage publiziert.

In einem der erfragten Bereiche hat sich im Vorjahresvergleich eine geradezu spektakuläre Veränderung ergeben: Erstmals befürwortet eine absolute Mehrheit (56%) eine Erhöhung des AHV-Rentenalters. Noch ein Jahr zuvor war die Zustimmung nur halb so gross. Dazwischen lagen die Kampagne und die Abstimmung zur Altersvorsorge 2020 – die Bevölkerung war gut informiert.

Das Problembewusstsein ist gestiegen, entsprechend hat die Akzeptanz für eine Erhöhung des Rentenalters deutlich zugenommen. Zu dieser Trendwende dürften die unbestreitbare Alterung der Bevölkerung sowie die Tatsache, dass in vielen Ländern Westeuropas das Rentenalter schon erhöht worden ist – oder  demnächst angehoben wird –, wesentlich beigetragen haben.

Es ist höchste Zeit, dass die schweizerische Politik davon Kenntnis nimmt. Nach wie vor will eine Mehrheit in Legislative und Exekutive jedoch nichts von einer Erhöhung des Rentenalters wissen. Die für Ende Monat zu erwartende Vorlage für eine Revision der AHV dürfte dieses Thema nicht berühren. Für Innenminister Alain Berset ist die Zeit dafür nicht reif, eine Rentenalterserhöhung sei nicht mehrheitsfähig, sagt er immer wieder.

Vor allem die SP, inklusive Bundesrat Berset, die Gewerkschaften sowie die CVP müssen ihre sture Verweigerungshaltung gegen ein höheres Rentenalter ablegen. Sie müssten zur Kenntnis nehmen, dass sich gemäss der Umfrage selbst unter SP-Wählern eine Mehrheit für eine Erhöhung ausspricht, dasselbe gilt für CVP-Wähler. Diese Parteien müssen sich nun vorwerfen lassen, an ihrer Basis vorbei zu politisieren.

Das Umfrageergebnis fordert dazu auf, das Thema endlich auf die politische Traktandenliste zu setzen. In welcher Form, also ob schrittweise, ob mit oder ohne Ausgleich für niedrige Löhne, kann der politischen Ausmarchung überlassen werden. Klar ist: Ohne Erhöhung des Rentenalters ist die Altersvorsorge auf Dauer nicht zu sanieren. Während die Bevölkerung dies offenbar mehrheitlich erkannt hat, verharren weite Kreise der Politik in rückwärtsgewandter Verweigerungshaltung.

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