Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Abgehängte Schweizer Börse

Ein seltener Lichtblick im SMI: Swatch Group haben seit Anfang Jahr rund 22% zugelegt.

Ein Minus von fast 9%. So viel hat der Swiss Market Index (SMI) seit Anfang Jahr eingebüsst. Im selben Zeitraum ist der US-Leitindex S&P 500 um beinahe 4% gestiegen, während der Schwellenländerindex von MSCI in Dollar mit gegen –1% vergleichsweise wenig nachgegeben hat.

Aber auch andere Anlageklassen wie Rohstoffe, Immobilien oder Anleihen bereiteten den Investoren heuer mehr Freude als Schweizer Aktien. Und dies so kurz vor dem dreissigsten Geburtstag des SMI, der am 30. Juni gefeiert wird.

Dabei war dem Börsenbarometer der Start ins neue Jahr durchaus geglückt. Am 9. Januar schloss es auf einem neuen Rekord bei 9611,6 Punkten und übertraf damit das bis dato gültige Höchst aus dem Jahr 2007. Seither allerdings zeigt der Trend wieder nach unten.

Verschmähte defensive Werte

Die Schwäche des hiesigen Aktienmarktes hat sich zuletzt zwar akzentuiert, sie macht sich indes nicht erst seit diesem Jahr bemerkbar. Bewegte sich der SMI nach der Finanzkrise in etwa im Gleichschritt mit dem Weltaktienindex von MSCI (ebenfalls in Franken gerechnet), begann sich Anfang 2016 die Schere zu öffnen: Während das globale Barometer seither rund 30% zugelegt hat, hat das Schweizer Pendant seit dem 1. Januar 2016 über 3% eingebüsst. Was steckt hinter dem miserablen Abschneiden?

Der übliche Verdächtige, der starke Franken, ist für einmal unschuldig am Zurückbleiben. Während die Währung etwa gegenüber dem Dollar seit drei Jahren unter Schwankungen seitwärts tendiert, hat sie sich zum Euro sogar merklich abgeschwächt – trotz der jüngsten Gegenbewegung. Noch im Januar 2016 war 1 € für lediglich 1.09 Fr. zu haben. Gegenwärtig müssen 1.16 oder rund 7% mehr bezahlt werden.

Das hätte dem SMI eigentlich Flügel verleihen müssen, denn gemäss einer Studie der britischen Bank HSBC erzielen die hiesigen kotierten Unternehmen mit 85% den Löwenanteil ihres Umsatzes (und des Gewinns) im Ausland. Eine schwächere Heimvaluta hat den angenehmen Effekt, dass dieser Erlös in Franken zurückgerechnet zunimmt.

Die positive Wirkung wird allerdings dominiert von der angesichts des freundlichen wirtschaftlichen Umfelds ungünstigen Sektorzusammensetzung. Im SMI geben die defensiven Branchen Basiskonsum und Pharma den Ton an – und just diese Sektoren sind bei den Anlegern in Ungnade gefallen.

Wegen der weltweit seit Frühling 2016 steigenden Zinsen setzen die Börsianer bevorzugt auf zyklische Werte, die ungleich stärker von der robusten Konjunktur profitieren. Die defensiven Titel, die oft als Anleihenersatz gehalten wurden, büssen bei steigenden Anleihenrenditen hingegen an Attraktivität ein.

«Die Schwergewichte Nestlé, Novartis und Roche sind auf absehbare Zeit nicht das lohnenswerteste Investment», brachte es Christian Gattiker, Chefstratege bei der Privatbank Julius Bär, kürzlich im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft» auf den Punkt. «Angesichts steigender Renditen in der USA sind diese defensiven Aktien nicht attraktiv.»

Einzig 2008 schlechter

Die Kehrseite der defensiven Dominanz: Die jüngst starken Sektoren Technologie und Energie sind hierzulande kaum vertreten. Kein Wunder, notieren von den zwanzig im SMI enthaltenen Unternehmen seit Jahresanfang lediglich deren sieben im Plus, darunter Swatch Group, Sika und Richemont.

Alle übrigen Valoren mussten – zum Teil kräftig – Federn lassen. Besonders die defensiven Bollwerke Nestlé, Novartis und Roche, die zusammen mehr als die Hälfte der Marktkapitalisierung des SMI stellen, notieren 10% und mehr im Minus. Damit schnitten die Pharmakonzerne Roche und Novartis seit einiger Zeit sogar schlechter ab als ihre schwachen europäischen Konkurrenten. Diese haben seit Jahresanfang in Franken etwas über 3% eingebüsst.

Auch im Vergleich zu seiner eigenen Geschichte schneidet der Schweizer Leitindex heuer enttäuschend ab. Das zeigt ein Blick auf den durchschnittlichen Kursverlauf des Index seit 1989, dem ersten vollen Jahr seit seiner erstmaligen Berechnung.

Die mittlere Rendite Anfang Juni betrug in der Vergangenheit etwas über 4% – aktuell notiert der SMI jedoch fast 9% im Minus. Einzig 2008, als das Ausmass der Schuldenkrise offensichtlich wurde, notierte das Barometer am 9. Juni noch niedriger.